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 Richard Tiberius & Pomona Sprout

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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Fr Okt 03, 2008 5:20 pm

Zerknirscht und erfüllt von größter Reue war Pomonas Blick inzwischen auf den Boden gesunken, allerdings ebenso verbunden mit einer gewissen Dankbarkeit, dass sie nun weder Richards recht unergründlichen Blick, noch irgendwelche Teile seines Körpers viel näher in Augenschein nehmen musste, als es ihr und vielleicht auch ihm guttat. Ihrem Gefühl zufolge schien ihr Kopf zu glühen wie der Atem eines Chinesischen Feuerballs, wenngleich sie keine direkte Vergleichsmöglichkeit besaß, Drachen verirrten sich in der Regel selten in ihre Gewächshäuser. Passender für ihr Metier wäre es vermutlich, wenn sie den derzeitigen Zustand ihres Kopfes mit etwas wie dem Kuss einer Feuernessel verglich, deren Wirkstoffe problemlos zu Verbrennungen jenseits aller Muggelgradeinheiten führen konnten und sogar den Geist nach Eiswürfeln schreien ließen. Dieses reizende Pflänzlein war im privaten Balkonkasten strikt verboten und das Gift konnte nur gut verdünnt und in sehr geringen Mengen zur Entfernung von üblen Warzen und Furunkeln verwendet werden. Wie viele ähnlich tödliche Gewächse fand man diese Nessel in Hogwarts nur im gut gesicherten und verschlossenen Gewächshaus XIII, zu welchem kein Schüler, nicht einmal in Begleitung, Zugang hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht mehr in einem Stück oder lebensfähig herauskäme, lag bei 89%, und das auch nur, wenn Mona ihre diabolischen Zöglinge gerade ausreichend gefüttert hatte. Da die meisten der grünen Killer jedoch aus reiner Freude andere Lebewesen ein bisschen anknabberten, würgten, bespuckten, quetschten oder verdauten, brachte dies auch keine großartige Wende was die Überlebenschance eines unerwünschten Eindringlings anbelangte.

Derzeit wirkte die Aussicht auf einen Spaziergang durch alles terminierendes Grünzeug jedoch eindeutig verführerischer auf Mona, als sich weiter der gegenwärtigen Situation auszusetzen. Bei einer Teufelsschlinge oder einer Todestrompete hätte die Hauslehrerin wenigstens sofort gewusst, was zu tun war, ohne groß darüber nachzudenken, vollkommen instinktiv wäre der angemessene Gegenzauber aus ihrem Zauberstab geflossen. Was das Rezitieren von magischen Aufräumsprüchen betraf, so stand sie derzeit unter einem völligen Blackout. Diesbezüglich war ihr Gehirng komplett leergefegt. Wäre dies eine Prüfung, würde sie wohl ein weißes Blatt abgeben. Was sie insgeheim jedoch wiederum ärgerte. Nun zeigte sie einmal mehr ein Bild von sich, das nichts mit der Realität zu tun hatte. Oder welches zumindest nicht ganz und gar und wahrheitsgetreu die Wirklichkeit widerspiegelte. Wie hatte ihre Mutter ihr noch bei ihrem letzten Treffen eingetrichtert? 'Du musst lernen, Verantwortung zu übernehmen. Werde endlich erwachsen!' Nun gut, diesen Ratschlag von einer stark wechsellaunigen Heirats- und Trennungsfanatikerin mit mehr Neurosen als Sommersprossen zu hören, besaß einen etwas eigenartigen Beigeschmack, höflich ausgedrückt. Dennoch befand sie sich natürlich nicht ganz im Unrecht und Mona hatte eiserne Vorsätze für dieses neue Schuljahr gesammelt. Jeder ihrer Schüler und Schülerinnen sollte seine Leistungen um mindestens eine Note steigern, sofern sie nicht sowieso bereits auf einem 'Ohnegleichen' standen. Und keiner aus der Abschlussklasse sollte schlechter als mit einem 'Annehmbar' seinen UTZ bestehen. Der feste Entschluss und die darauf hinarbeitenden Pläne waren gefasst, nur konnte sie diese leider allesamt im See versenken, wenn sie sich weiterhin so verflucht unsicher und dilettantisch verhielt. Sie wollte Anerkennung von ihren Lehrerkollegen, auch wenn man dies anhand ihres Verhaltens vielleicht nicht vermutete.

Am Ende sollte sie sich doch noch einmal um einen knallharten, latent sadistisch angehauchten Mentor bemühen, der sie vielleicht quälte und ihr eine Heidenangst einjagte, wegen dem sie jedoch wenigstens zu lernen pflegte wie eine Besessene. Womöglich wäre diese Lehrmethode auch für ihre Schüler überdenkenswert, obgleich sie bezweifelte, dass ein Sirius Black oder ein Evan Rosier jemals aus Furcht vor ihr über den Büchern hängen würden. Solche Exemplare brauchten vermutlich andere Anreize als eine frischgebackene Hauslehrerin mit mangelndem Selbstbewusstsein. Aber wie hatte Professor Hibiscus noch zu sagen gepflegt, bevor er die Aufgabenblätter für eine Prüfung auszuteilen begann: 'Jeder von euch besitzt jede Menge Schwächen und ihr könnt nur beten, dass sich keine von denen auf diesem so harmlos erscheinenden Stück Papier befindet, denn jeder mit einem Ergebnis unter 'A' darf sich über zwei Monate Pflichtdienst mit Düngen von erntereifem Stinkwurz freuen.' Gut, die Sache mit dem Stinkwurz sollte man vielleicht nicht mehr anwenden, dieser unerträgliche Gestank gemischt mit dem verwendeten Dünger ergab auf ungeschützter Haut eine Komposition, von der man noch nach drei Wochen zehren konnte und die einen zum absoluten Einsiedler werden ließ. Die Sache mit der Schwäche war jedoch beachtenswert. Man sollte diese wohl nicht gnadenlos und brutal ausnutzen, aber so ein kleiner Anstoß in die richtige Richtung mochte oftmals Wunder bewirken.
Doch erst einmal sollte sie sich wohl auf ihre eigenen Schwächen und Macken konzentrieren, damit hatte sie derzeit nun wahrlich genug zu tun.

Richard schien mit den Aufräumarbeiten beginnen zu wollen und Pomona vermochte sich noch nicht sicher zu sein, ob sie ihm dabei behilflich sein sollte, oder doch lieber nicht. Die Tür hinter ihr schien geradezu heimtückisch gehorsam seinem Befehl zu folgen und sich zu schließen, dabei war sich Mona nach wie vor ziemlich sicher, dass man wenigstens nicht die komplette Schuld auf ihren eigenen Schultern ablegen konnte. Das alte, sture Holz hatte geklemmt, diesbezüglich lag bestimmt keine Einbildung vor. Doch was sollte sie bitteschön tun? Bei den Hühneraugen des alten Merlin schwören, dass eine Tür sie an der Nase herumgeführt und ihr einen tollkühnen, peinlichen Streich gespielt hatte? Ohja, das würde ihrem Eindruck bei Richard so richtig gut tun. 'Deine Tür hat mich ganz übel reingelegt, red' mal ein ernstes Wort mit der!'-'Ja, sicher, Pomona, und dann melde ich mich mal im St. Mungo in der Abteilung für verlorene Schranktassen und Schrauben sowie für geplatzte Hauslehrerträume und lasse dir da ein schönes, weiches Bett reservieren, in Ordnung?'
Neinnein, auf diese Art und mit einer solchen Denkweise ritt sie sich nur noch tiefer in die selbstzerstörerische Melancholie! Na schön, sie hatte ein kleines bis mittelgroßes Malheur mit fremdem, teilweise recht wertvollem Eigentum angerichtet, doch dies bedeutete nicht, dass sie eine schlechte Lehrerin war. Schließlich unterrichtete sie nicht das Öffnen von Türen oder das Beseitigen von selbstverschuldetem Chaos. In Kräuterkunde machte ihr niemand etwas vor. In diesem Bereich konnte sie wirklich stolz auf ihre Leistung sein.

So wagte Mona es langsam und sich im Geiste heftig selbst anfeuernd, den Kopf wieder zu heben und ihre Augen auf Richards markante Züge zu richten, die vielleicht ein klein wenig ratlos in seine vordem so wohlgeordnete Welt blickten. Und ernst. So ernst, dass ihr fast augenblicklich erneut das Blut in den Adern zu Eis erstarrte. Was sie erstaunlicherweise jedoch nur noch schneller zu verbalen Äußerungen antrieb, als dass sie wiederum in gedämpftes, zurückhaltendes Schweigen verfiel, wie es die Situation womöglich eher erfordert hätte.
"Nun ja, in meinem Beruf kann es tödlich sein, wenn man zu lange zögert, man muss energisch durchgreifen, sonst machen diese Pflanzen was sie wollen. Wenn man da ein Unkraut nicht schnell genug beseitigt, beseitigt es dich. Insofern ist es wirklich irgendwie ein Wunder, dass ich noch lebe, wenn man sich vorstellt, das alles hier wäre in einem Gewächshaus passiert. Was es natürlich nicht ist, aber in Gedanken bin ich natürlich immer in meinen Gewächshäusern. Gut, jemand wie du weiß sicher, wovon ich spreche, ich wette, du siehst in deiner Umgebung auch nur noch irgendwelche Hieroglyphen herumschwirren, oder?"
Wieder folgte eines dieser verhaltenen, knappen Lacher ohne jede wirkliche Belustigung, gefolgt von einem nervösen Hüsteln.
"A.. außerdem bin ich zäher, als ich aussehe. In meinem Körper lauern Rückstandsdosen von etwa sechsunddreißig verschiedenen Pflanzengiften, die sich gegenseitig irgendwie neutralisieren und mich gegen allerlei äußere Einflüsse abhärten. So bekomme ich zum Beispiel bei einem Schlag auf meine Nase nur in einem von dreißig Fällen Nasenbluten und eine Grippe äußert sich bei mir hauptsächlich durch einen starken Juckreiz. Andererseits vertrage ich keine Zischenden Wissbies mehr, weil mir der sprudelnde Schaum die Geschmacks- und Geruchsnerven lähmt, und wenn ich zu lange in Salzwasser schwimme, wachsen mir winzige Schwimmhäute zwischen den Zehen, die sich erst durch einen kleinen Eingriff wieder entfernen lassen. Wie auch immer, in deinem Büro hätte mich glaube ich nichts so direkt und auf die Schnelle umbringen können, außer natürlich die weißglühende Spitze deines Zauberstabes... und vielleicht ein übrig gebliebenes Sandwich mit Mirabellenmarmelade, davon bekomme ich lila Pusteln auf der Zunge und die sind... nicht so angenehm."

Hoffnungsvoll versuchte sich die Hauslehrerin an einem aufmunternden Lächeln in Richtung des unfreiwilligen Gastgebers, der sich jedoch vermehrt und wohl verständlicherweise mit seiner Büroeinrichtung auseinandersetzen wollte. Weiterhin verunsichert tippte Monas Zauberstab in unregelmäßigem Rhythmus gegen ihren Oberschenkel, während sie sich einen ordentlichen Teil des vormaligen Schreibtischinventars nach wie vor in ihren Arm presste. Viel lieber hätte sie sich zwar ihren aus mehreren Gründen ungesund pochenden Bauch gehalten, aber irgendein Runenübersetzungswälzer würde wohl keine dazu passenden Heilungskräfte besitzen, welche ihr das ungute Gefühl innerhalb ihres Magens erleichtern könnten. Ein kurzer Kontrollblick auf ihre Gewänder hatte zumindest erfreulicherweise ergeben, dass das Gerutsche auf dem Boden und unter einem Schreibtisch ihrem märchenhaften Cinderellakleid keinerlei erkennbaren Schaden zugefügt hatte, die verschiedenen Blautöne schimmerten nach wie vor in höchstem Maße prächtig, und auch die indigofarbene Samtcorsage schien mit dem Schrecken über den Aufprall davon gekommen zu sein. Wenigstens ein kleiner Glücksmoment ließ sich dadurch einfangen.

Dennoch kam es schließlich nicht darauf an, dass mit ihr alles in Ordnung war. Schuldbewusst huschte ihr Blick zurück zu Richards Äußerem, obwohl sie sich dabei einige Einwände von ihrer inneren Stimme gefallen lassen musste, die ihr zuzischte, dass sie einen halb entblößten Kollegen nicht noch mehr in Verlegenheit bringen sollte. Und sich selbst gleich mit dazu. Sie sollte ihm irgendetwas Schönes als Wiedergutmachung in Aussicht stellen. Blöd nur, wenn man so überhaupt keine Ahnung von den Interessen und Vorlieben des Mannes besaß, dem man gerade so massiv Schaden zugefügt hatte. Mochte er vielleicht Orte wie den Tropfenden Kessel, einen kleinen Drink, einen netten Plausch in entspannter, wohliger London-Atmosphäre? Oder lieber eine Bootsfahrt auf dem Schwarzen See, ein wenig Abenteuer, ein wenig... Romantik? Ja sicher. Vor allem wenn man stetig damit rechnen musste, dass das Boot umkippte und man in den Fängen irgendwelcher lästiger Wasserbewohner landete, die einen mit Freuden ertränkten, wenn sich ihnen die Gelegenheit bot. Also, was dann? Sollte sie ihm ein Abendessen kochen? Ihm ihren Nachtisch beim Lunch überlassen? Ihn nach Hogsmeade einladen? Ihn massieren? Ihm irgendwelche Salben zusammenmixen? Ihm einen tollen, neuen Besen kaufen? Ihn zur nächsten Quidditch-Weltmeisterschaft einladen? Was nur interessierte diesen Zauberer? Außer alten Runen und dicken Büchern, natürlich.
"Darf ich... vielleicht versuchen, das irgendwie wieder gutzumachen? Eine Einladung zum Beispiel? Wohin du willst, ich übernehme alle Kosten, als Hauslehrerin verdiene ich nun einiges mehr als... vorher..." Als du hätte sie beinahe gesagt, und selbst, wenn es vielleicht der Wahrheit entspräche, so pflegte man auf diese Weise garantiert keine Friedenspfeifen zu stopfen. Zudem war ihr erster, dem neuen Posten angeglichener Lohn noch gar nicht bei ihr eingegangen und wenn Dumbledore von ihrem kleinen Missgeschick erfuhr, würde er das möglicherweise auch niemals. Definitiv also aus mehreren Gründen keine gute Idee, jetzt und vor Richard großmäulig damit herumzuprollen, so sehr sie es auch vor ihrer Familie, besonders ihrem faulen, nichtsnutzigen Bruder, getan hatte. Was ebenfalls ein Schuss in den Ofen gewesen war, würde man sie nun doch nur um noch mehr Geld anpumpen wollen.

"Wirklich, es tut mir sehr Leid, was passiert ist und ich würde es gerne angemessen wieder gutmachen... du hast alle Wünsche frei, stell' dir einfach vor, ich wäre deine persönliche gute Fee und nichts läge mir mehr am Herzen als dein Glück und dein Wohlergehen. Du brauchst dich nicht zurückzuhalten, sprich nur frei heraus, was du dir wünschst!"
Bewaffnet mit einem etwas gezwungen fröhlichen Strahlen blickte sie zu ihrem Kollegen empor und bereitete sich innerlich schon einmal darauf vor, wenigstens Atlantis aus dem Ozean heben oder den Turm von Babel wieder aufbauen zu müssen, um ihre Schuld halbwegs begleichen zu können. Doch wenn sich danach die Fronten wieder in Frieden und Ruhe gegenüber lagen, sollte es ihr allen Aufwand und jedwede Mühe wert sein. Außerdem gab es da ja noch den kleinen Übersetzungsgefallen, um den sie ihn ursprünglich bitten wollte und welcher noch leise im Hintergrund schlummerte.
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BeitragThema: >>Wenn wir verstehen wollen, müssen wir fragen. Oder schweigen.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Fr Okt 03, 2008 6:05 pm

Für einen Außenstehenden mochte diese Lage wohl verdammt viele seltsame Augenblicke und Gedanken parat gehabt haben. Der bislang größte Augenblick an Verwirrung und Bizarrem bot jener, als Pomona damit begann, von irgendwelchen giftigen Pflanzen zu reden, welche Menschen fraßen und sie zu höchster Vorsicht trimmte.

Es war kein Geheimnis, dass Richard nicht eben den grünen Daumen besaß. Ja, das höchste aller Gefühle war Lilians Rosenbeet gewesen, das er niemals würde vergessen können. Es irgendwie der Anlass gewesen, dass sein gesamtes Leben zerstört worden war. Er wusste, dass es nicht fair war, einem Stück Garten die Verantwortung für alles zu geben, was geschehen war, aber er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass das alles nicht passiert wäre, hätte er im Haus zu tun gehabt, anstatt Lilian im Garten mit den Rosen zu helfen. Oder hätten sie beide etwas mit Emilie unternommen, statt sich des Beetes wegen zu zanken.
All das waren Gedanken, die ihm beim Anblick eines Blumenbeetes durch den Kopf schossen. Aber sie erklärten nur sein unbehagliches Bauchgefühl, nicht aber sein wahres Untalent im Umgang mit den grünen Wesen.
Richard konnte keine Pflanze am Leben erhalten. Sie vergingen einfach, ob aus Mangel an Wasser oder aber -das kam öfters vor- weil er sie zu sehr goss. Auch dass Pflanzen verschiedene Bedürfnisse hatten und es tatsächlich welche gab, die Licht so sehr scheuten wie Graf Dracula, das war ihm ein absoluter Unbegriff. Somit also wusste er auf ihre Pflanzenfachkunde nicht viel zu sagen.

Auch mit dem nachfolgenden ärztlichen Befund fing er wenig an und entschied sich, dazu zu schweigen. Was aber diesem ganzen Gespräch die Krone aufsetzte, jedenfalls für einen, der gerade erst dazu kommen mochte, war Pomonas Angebot, das Angerichtete mit einem Wunsch zu entlohnen, ähnlich einer Märchenfee.
Wenn man nun noch bedachte, dass sie durchaus attraktiv und auch sehr nett war, er dagegen hier halbnackt herumstand, konnte man sich ein zwei eher anrüchigen Gedanken nicht erwehren.

Richard dagegen war im Moment einfach geplättet. Er verstand nicht, dass sie um des Chaos Willen einen derartigen Aufstand zu machen gedacht, wusste aber genauso wenig mit ihrem Redeschwall zu beginnen und konnte nicht einmal sagen, wie er nun reagieren sollte, da sie jedes Mal, wenn er zu einer Antwort ansetzte, erneut zu reden begann, wie ein Wasserfall.

Da er nun aber dieser prekären Situation endlich ein Ende machen wollte, hielt er ihr, mehr symbolisch als ernst gemeint, die Hand vor den Mund und meinte, mit dem Ansatz eines Lächelns, aber auch mit einem gewissen Ausdruck, der mit der Geste des Augenrollens gleichzusetzen wäre: "Schon gut. Es ist gar nichts passiert. Ich muss ohnehin mal aufräumen und das Gröbste ist in fünf Minuten geschafft."
Kurz machte er eine Pause und sah sie bestätigend an, ehe er fortfuhr: "Aber wenn du drauf bestehst, können wir ja gerne mal etwas zusammen trinken gehen oder dergleichen."

Er wollte gewiss nicht aufdringlich wirken. Aber er musste zugeben, dass die Aussichten auf einen netten Abend im Eberkopf oder seinetwegen auch in einem der beiden Büros bei einer Flasche Wein und einem interessanten Gespräch durchaus einladend klang.
Langsam nahm er die Hand wieder von ihrem Mund und fügte hinzu: "Nachdem das nun klar geht, interessiert mich doch, warum du denn eigentlich gekommen bist. Oder wolltest du nur sehen, wie hoch du in der Gunst meiner Tür stehst?"
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mo Okt 06, 2008 8:44 am

Pomonas Instinkte einer echten, eingefleischten Kräuterhexe, in deren Adern womöglich mehr Chlorophyll als Blut floss, hatten sogleich unbewusst gewittert, dass sich in Professor Tiberius‘ heimeligem Reich recht wenig Pflanzlich-Lebendiges befand - genauer gesprochen, gar nichts. Kein Blümchen, kein Glücksbambus, nicht einmal ein genügsamer Kaktus. Diese ihr langsam bewusster werdende Tatsache schockierte die junge Lehrerin nicht direkt, schließlich war ihr dann und wann schon einmal zu Ohren gekommen, dass es Menschen geben sollte, die nicht Zweidrittel ihrer Wohnung mit üppigem Blattwerk teilten, auch wenn sie irgendwie insgeheim immer gehofft hatte, in dieser gruseligen Beschreibung läge nur eine Art Mythos verborgen, von dem man kleinen Kindern erzählte, wenn sie ihr Kinderbeet nicht gießen wollten. Doch so sehr Monas ohnehin erfreulicherweise nach Ablenkung gierender Blick bislang auch gesucht hatte, so fand sie das einzig Pflanzliche nur in den Holzmöbeln und den Dielen. Beinahe glaubte sie zu spüren, zu schmecken, wie sehr der kostbar produzierte Sauerstoff in der Luft fehlte, wenngleich diese aufgrund der kurzfristig durchgeführten Dusche nicht gerade als trocken bezeichnet werden konnte. Und Richard mit Sicherheit auch nicht vergaß, regelmäßig zu lüften. Zudem konnte wohl nicht jeder in einem innerwohnlichen Gewächshaus leben, so wie sie. Aber so gar nichts Grünes und Lebendiges... schlug das nicht irgendwie auf Dauer jede Stimmung nieder? Nicht nur wegen der gesunden Farbe, doch wie konnte man hier drin ausgeglichen und guter Dinge leben, wenn man keine neugeborenen Triebe beim Wachsen beobachten konnte und nicht sah, wie sich eine Blüte langsam zu ihrer schönsten Pracht entfaltete, den Raum mit ihrem Duft tränkte nach der langen Zeit und der vielen Mühe, die man gegeben hatte, nur für diesen kostbaren Augenblick....
Mona war unbegreiflich, wie man ein solches Wunder freiwillig aus seinem Leben ausgrenzen konnte. Um welch traumhafte Erlebnisse man sich damit brachte! Inzwischen war neben den ganzen Schuldgefühlen und Peinlichkeiten die sichere Annahme in Miss Sprout gereift, dass in diesem ungesunden Umstand auch Richards gesamte, nicht gerade vor Fröhlichkeit überschäumende Melancholie ihren Ursprung nahm. Wer vermochte in einer Wohnung ohne Pflanzenvielfalt schon guter Laune zu sein? Nicht umsonst hatte sie dafür gesorgt, dass in jedem Hufflepuff-Schlafraum wenigstens eine Blume oder Grünpflanze pro Bett zu finden war, die Sauerstoffzufuhr war dort somit um einiges gesteigert und würde sich in höherer Aufmerksamkeit, besserem Schlaf und einem ansehnlicheren Notenspiegel niederschlagen. Von der Quidditchmeisterschaft einmal ganz zu schweigen. Womöglich holten sie dieses Jahr sogar den Hauspokal! Doch man sollte wohl bescheiden anfangen, schließlich waren die anderen Häuser auch nicht schlecht.

Während Pomona also des Rätsels Lösung was Richards offenkundige Depression betraf auf die Spur gekommen war und sie bereits auf der Suche nach Gegenmaßnahmen auf geistigem Wege in ihren Gewächshäusern stöberte nach allerlei Grünzeug, das sie würde entbehren können, wartete sie äußerlich mit nach wie vor angespannter Freundlichkeit auf eine hoffentlich positive Reaktion ihres Gegenüber bezüglich ihres Angebots als gute, wunscherfüllende Fee. Vielleicht konnte sie auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
'Pomona, gut, dass du mich fragst, wie du siehst, ist die Atmosphäre hier schlimmer als im Unterschlupf eines Hauselfen mit Reinblüter-Herrschaften. Oh bitte, bitte, erlöse mich von meinem Leid und gib mir ein paar deiner wundervollen, kostbaren, unübertroffenen Pflänzlein, damit auch mein Leben wieder in einem sauberen, heiteren Licht erstrahlen kann!'
Nun gut, womöglich hatte ihre sich gerne einmal verselbständigende Gedankenwelt bei diesem neuerlichen Bild ein klitzekleinwenig übertrieben. Woher sollte Richard auch wissen, wie es im Unterschlupf eines solch geschundenen Hauselfen aussah? In diesen eher zweifelhaften Genuss kam man vermutlich nur, wenn man wieder einmal die falschen Männer aufgabelte, deren Besen natürlich just über dem protzigen Eigenheim ihres stinkreichen, reinblütigen Daddys irgendwie kaputtgingen und die deswegen auch gleich Trost und Mitleid in ihrer höchsten Form einforderten. Schließlich war der teure Besen ein Erbstück ihres toten Lieblingsopas gewesen, der im Grab rotieren würde, wenn er wüsste, dass seinem Vermächtnis auch nur eine Borste querstand.
Es war unglaublich, wie viel Fantasie manche Männer zeitweilig entwickeln konnten. Hätte Mona nicht im letzten Augenblick etwas von wegen 'mein letzter Freund war Muggel' genuschelt und die alte Blutsverräter-Masche gezogen, als sie die Stickerei einer verdächtig silbergrünen Schlange auf einem persönlichen Kleidungsstück des jungen Zauberers entdeckt hatte {Häuserliebe konnte definitiv zu weite Kreise ziehen}, hätten sie wohl sämtliche Feministinnen der Welt einhellig gesteinigt oder verbrannt, vermutlich beides zugleich, nur um sicher zu gehen. Aber wenigstens hatte sie auf der überhasteten Flucht nach draußen einmal einen Blick in die Wohnverhältnisse eines Hauselfen werfen können, der es sich in einem kaputten, klapprigen Schuhschrank halbwegs bequem gemacht hatte. Ohne eine Pflanze, sah man einmal vom Schimmelpilz ab. Insofern wusste wenigstens sie, wovon sie eigentlich sprach. Oder was sie Professor Tiberius geistig in den Mund legte, wenn sie gerade Lust bekam, die Superheldin zu spielen und die Welt mit ihren Züchtungen von allem Übel der Welt zu retten, aber zumindest vor trockener Luft in ihren Räumlichkeiten.

Dass Richard ihr, als scheinbar letzter, harter Versuch ihren Redeschwall einzudämmen, glatt die Hand vor den Mund legte, empfand Mona als durchaus etwas eigenartig, von der Überraschung ganz zu schweigen. Wer rechnete schon mit sowas? Sie selbst merkte kaum noch, wieviel sie manchmal so zu plaudern pflegte, ganz besonders in stressigen Situationen, welche sie rasch hinter sich zu bringen wünschte.
Nun jedenfalls starrten ihre großen, blaugrünen Augen noch ein Stückweit verblüffter über seine Hand hinweg, während ihr Körper sich wie unter einem Schockzauber versteifte und sie sogar das Atmen einige zunehmend ungeduldiger werdende Herzschläge lang unterdrückte. Man mochte es bei diesem ach so stillen Wesen gar nicht vermuten, doch Richard war tatsächlich nicht der Erste und Einzige, der zu einer so entschlossenen Maßnahme griff. Irgendwie war Mona es inzwischen hinlänglich gewöhnt, dass Männer es zu unterbinden versuchten, wenn sie mit ihnen ein paar Worte mehr als gewöhnlich plauderte. Nettere Männer brachten sie mit einem Kuss zum Schweigen, ihr alter Professor hatte einmal eine ganze Schulstunde lang ihre Lippen mit einem Zauber belegt und damit aneinandergeklebt. Ein ziemlich demütigendes Erlebnis.
Auch das aktuelle machte nicht gerade mächtig Spaß. Warum sagte man ihr nicht einfach, wenn sie zu viel sprach? Sie war inzwischen zweiunddreißig Jahre alt, verdammt, sie war kein kleines Kind mehr, dem man nach Belieben den Mund zuhalten konnte. Dennoch ließ sie schicksalsergeben die Schultern hängen und machte keine Anstalten, gegen den Verlust ihrer Redefreiheit irgendwie anzukämpfen. Das wäre dann vermutlich noch kindischer geworden. Dennoch wirkte ihr Blick ein klein wenig getroffen, ehe sie ihn wieder von Richards Augen fort und durch das pflanzenlose Zimmer wandern ließ. Zwar hatte ihr Kollege kurzfristig den Anflug eines Lächelns angedeutet, aber genervt schien er trotzdem zu sein. Unglücklich und notgedrungen lauschte Mona den weiteren Erklärungen, wollte aber nicht recht glauben, dass Richard vor ihrem Auftauchen tatsächlich solche Ordnungspläne gehegt hatte. Aber offenbar wollte er sich damit irgendwie aufbauen und dies war schließlich auch eine liebgemeinte Absicht. Natürlich wäre diese ein wenig besser erschienen, würde er ihr nicht gleichzeitig das Sprechen untersagen.

Als er ihre Einladung annahm, war es Pomonas Bewusstsein allerdings schon wieder vollkommen entgangen, dass sie sich gerade im 'Zuhören-und-nicht-Sprechen-Modus' befand. Ihre Augen strahlten erfreut und ihre Lippen formten sich ungeachtet einer abwehrenden Hand zu einem fröhlichen Lächeln. Ihre Gedanken purzelten förmlich durcheinander anhand der Möglichkeiten, die sich ihr hier boten. Bloß kein langweiliges Essen mit Wein in einem ihrer Büros und auch der Eberkopf wäre vielleicht ein klein wenig zu langweilig und gewöhnlich. Die Location musste außergewöhnlich sein, ebenso wie das Essen und die Gesellschaft - wenngleich Richard und sie bislang noch niemals ausgegangen waren und die Gesellschaft insofern auf jeden Fall außergewöhnlich sein würde, ganz einfach weil man abseits der Essenzeiten in Hogwarts noch nie zu zweit gespeist hatte. Und man musste speisen, dafür aß Mona selbst viel zu gerne. Ein paar Pfund mehr würden ihrem Kollegen sicherlich auch nicht schaden. Mit kritisch verengten Augen und nachdenklich gehobenen Brauen begutachtete die Hauslehrerin den in praktischer Nähe befindlichen Oberkörper des Zauberers und ging dabei die zu beachtenden Merkmale durch, welche vor Kurzem noch in der Hexenwoche angegeben gewesen waren. Das war gar nicht mal so übel. Für einen Mann in seinem Alter. Wenngleich Monas Gedächtnis bei der Suche nach dem genauen Alter des Professors für Alte Runen bedauerlicherweise einmal mehr keine Treffer aufwies. Aber seine Haare waren nun einmal ergraut und diese Narbe... natürlich konnte es sich bei ihm auch um einen Werwolf handeln. Die alterten gerne einmal etwas schneller als andere, wenn sie sich recht zu erinnern vermochte.

Aber das hätte ihr Professor Dumbledore doch wohl mitgeteilt. Oder hatte er es ihr mitgeteilt und es war ihr schlichtweg entfallen...? Da hatte es einmal eine Zeit gegeben, als sie im Selbstversuch einige nicht frei auf dem normalen Markt verkäufliche Kräuter geraucht hatte und diese Zeitspanne ihres Lebens wies einige unschöne Lücken und Löcher auf. Trotzdem hätte sie eine Verwandlung ihres Kollegen bemerkt, bei Vollmond gab es viel zu viel Arbeit für sie bei den Pflanzen, die ihr Wachstum und ihre Entwicklung nach dem Mond richteten. Nun gut, bei Nacht sahen sich alle Werwölfe ziemlich ähnlich. Und gerade bei Vollmond pflegte sie erst zu zaubern und dann nachzufragen, was den armen Mr. Lupin garantiert schon manche Schramme gekostet hatte. Aber Richard... nein, der war doch eigentlich auch immer anzutreffen, Vollmond hin oder her. Wenn sie ehrlich war, hatte sie nie darauf geachtet. Vollmond war eine stressige Zeit, da ließ selbst sie des Öfteren Abendessen und Frühstück in der Großen Halle ausfallen. Insofern... konnte es womöglich wirklich sein, dass ihr da eine Kleinigkeit entgangen war.
Als die Hand sich von ihrem Mund entfernte und Richard die wohl wichtigste Frage überhaupt stellte, befand sich Mona bereits in höchster Aushilfs-Sherlock-Holmes-Stimmung.
"Tja... wir haben anscheinend festgestellt, dass deine Tür mich nicht mag... aus einem rätselhaften Grund heraus", begann sie mit langsamer, tragender Stimme, mit der wohl auch Grusel- und Krimigeschichten im Radio vorgetragen wurden. Dazu nickte sie bedächtig und vielleicht, um sich selbst insgeheim zu bestätigen. Ihr Blick heftete sich in etwas, das sie sich als 'stechend' vorstellte, auf die höher gelegenen Augen ihres Gegenübers.
"Ich wollte dich eigentlich nur um eine Übersetzung bitten, ich habe da dieses Buch gefunden und die Runen darin sind zum Teil etwas alt, ich kann sie nicht richtig entziffern... falls du also ein wenig Zeit erübrigen könntest...."

Wann war eigentlich der nächste Vollmond? Verflucht, für gewöhnlich warf sie immer einen Blick auf ihren Mondkalender, bevor sie ihre Räumlichkeiten verließ. Der erste Tag nach den Ferien schien sie mehr mitgenommen zu haben, als gedacht. Die Zeiten waren wahrlich schlimm zu nennen, wenn sie bereits solche lebenswichtigen Rituale vergaß.
"Was hältst du davon", begann sie wenig elegant das Thema wechselnd und mit einem verräterischen Funkeln in den Augen, während sie einen Schritt auf Richard zuging und ein betont unschuldiges Lächeln ihre Lippen umspielte, "wenn wir das mit der Verabredung bald machen... zum Beispiel... am nächsten Vollmond?!"
HA, JETZT HAB ICH DICH! jauchzte es bereits zu diesem Zeitpunkt triumphierend in ihr, gemischt mit dem spannungsgeladenen Kreischen einiger hintergründig agierender Geigen, allerdings äußerte sich dieser innere Gefühlsausbruch lediglich in einem leichten Zucken bei ihrem Augenaufschlag. Hier war keiner ein verdeckter Werwolf, ohne das sie es herausfände. Sie mochte ihren Kopf die meiste Zeit des Tages über halb in der Erde vergraben haben, doch das hieß nicht, dass die Welt dort draußen unbemerkt an ihr vorbeitapsen konnte. Fröhlich begannen ihre Fingerspitzen mit den Pergamenten in ihrem Arm zu spielen, was die folgende Stille im Raum mit einem Geräusch untermalte, als wären sie von einem prasselnden Ring aus Feuer umgeben, der in erster Linie Richards Lebensraum empfindlich einzuengen begann.


Zuletzt von Pomona Sprout am Di Okt 07, 2008 9:28 am bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: >>Wenn wir uns der Toten erinnern, denken wir an unser altes Leben.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mo Okt 06, 2008 11:12 pm

Was Richards Gestik anging, so war er eben einer jener Sorte Menschen, die ihre Worte gerne mit Taten unterstrich. Es war nichts, das ihm angeboren war, im Gegenteil. Als ein Junge der Nachkriegszeit hatte er gelernt, dass man schweigen sollte, nur präziese und genau antworten und zudem seine Hände am besten hinter den Rücken verschwinden lassen sollte.
Dieses beinahe militärische Verhalten war ihm erst nach und nach abhanden gekommen, als er sich in Hogwarts frei und ohne Einschränkungen dieser Art hatte bewegen können. Doch selbst das war nicht genug für jemanden, der auf der Bühne etwas vermitteln wollte. Für einen Schauspieler gilt, was er mit Gesten auszudrücken vermag, das ist dem Publikum eingängiger, als jedes Wort. Und diese Gewohnheit, so sehr er sie doch zügelte, kam manchmal auf, wenn er in eine Situation kam, die ihm ein Gefühl von Vertrautheit und Alltag vermittelte.

Dass Pomona dies verwirren oder sogar auf eine Weise verärgern konnte, kam ihm dabei gar nicht in den Sinn, wie auch? In diesem Moment fiel es ihm kaum selbst auf, dass er in alte Gepflogenheiten verfallen war und davon abgesehen erschienen ihm selbst diese nicht allzu unnormal.
Unwillkürlich trat bei ihrem Anblick sogar ein wirkliches Schmunzeln auf seine Lippen, das seinem Gesicht ungeahnte Züge verlieh.

Allerdings lenkte die junge Lehrerin sein Augenmerk ohnehin auf einen anderen Umstand. Den nämlich, der diese sonderbare Situation überhaupt erst heraufbeschworen hatte.
Sie wollte, dass er ihr etwas übersetzte. Im Grunde war das durchaus naheliegend. Was auch sollte man von einem Lehrer für Runenkunde anderes wollen, als eine Übersetzung von Runen? Und dass er in dieser Sache weiterhelfen konnte, machte es wohl auch leichter. Er kannte diese alten Aktennotizen, die man gerne mal an den Seitenrand kritzelte, um sich etwas zu merken, später aber vergaß zu entfernen. Oder die verschlüsselten Anmerkungen, die in einer alten Schreibweise verfasst worden waren, die es dem ungeübten Auge unmöglich zu lesen machte. Auch kannte er wohl die tatsächlich alten Runen, welche vor so langer Zeit noch als normale Schrift angefügt worden waren.
Über hundert Schiffren und Buchstabensysteme hatten in seinem Kopf Platz gefunden und waren dort abrufbar, wie Sprachen, die man brauchte, um sich mit Wesen aus einer längst vergangenen Zeit zu kommunizieren.

Wörter waren dem Professor wie Wachs, das sich seinen warmen Händen hingab und sein innerstes offenbarte. Buchstaben brannten sich wie Felsformationen in seinem Gedächtnis ein und diese schnelle Auffassungsgabe hatte es ihm überhaupt ermöglicht, den Rückstand, den er in seiner Kindheit gehabt hatte, aufzuholen, um nach Hogwarts zu kommen.

So nickte er also und meinte: "Ich sehe es mir gerne an." Weiter allerdings kam er nicht, denn Pomona schlug sogleich ein Abendessen bei Vollmond vor.
Richard stutzte etwas. Er selbst kam nicht auf den Werwolf. Wie auch sollte er das, der er weder etwas mit Werwölfen zu tun hatte, noch ihrem Gedankengang folgen konnte?
Für ihn war der Mond, griff man ihn derart literarisch heraus, eine romantische Figur, vielerorts gefunden. Zwar passte auch ein romantisches Essen im Mondenschein nicht ganz in diese Lage, aber es war ihm doch irgendwo naherliegender, als eine Falle zu wittern, die vorausnahm, er sei ein Werwolf.
So oder so, die Sache machte ihn stutzig. Irritierte ihn jedenfalls genug, dass er zögerte. Was für eine Rolle sollte denn nun der Vollmond spielen? Wie schon erwähnt hatte Richard keine wirkliche Ahnung von Pflanzen, wusste aber, dass es anscheinend welche geben sollte, die bei Vollmond etwas besonderes taten. Hatte es etwas damit zu tun? Unlogisch, aber nicht ganz verkehrt vielleicht.

Da er sich dieses beim besten Willen aber nicht erklären konnte, fragte er im Kopf nach einer naheliegenden Sache: Welches Datum war denn der nächste Vollmond?
Tiberius war niemand, der viel Wert auf den Mondkalender legte, wozu auch? Er hatte mit der Mystik des Mondes wenig zu schaffen. Doch sein eigener Kalender besaß immer eine kleine Notiz mit Voll- und Neumond und wenn er sich recht erinnerte, so viel der Vollmond auf den nächsten Samstag? sicher war er nicht, doch der nächste Samstag war ihm ein nur zu gut bekanntes Datum; Emilies Geburtstag.
Augenblicklich verfiel er wieder in ungewollte Schwermut, versuchte aber, es irgendwie zu verbergen, mit wenig Erfolg.

Pomona wusste nichts von Emilie, jedenfalls nicht von ihm. Er war auch niemand, der eine derartige Sache freiheraus erzählt hätte und wenn er ehrlich war, so fand er, dass es auch niemanden etwas anging.
Doch genau an diesem Tag irgendetwas tun zu wollen, erschien ihm einfach nicht möglich. Es war eine Gewohnheit von ihm, Emilies Grab zu besuchen und ihr eine Rose mitzubringen. Er wollte an dieser kleinen Tradition, die ihn doch mit seiner Vergangenheit verband, festhalten.
So also wich er ihrem Blick aus und meinte nur: "Das wäre ungünstig, denke ich. Wir können es gerne auf dieses Wochenende legen."
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mi Okt 08, 2008 9:07 am

Die zwischenzeitlich eingegangene Information, dass Richard bezüglich der Übersetzung tatsächlich zugestimmt hatte, war aufgrund der spontan eingeläuteten Werwolfjagd ein wenig untergegangen und hatte Pomonas Bewusstsein mehr im Streifschuss als direkt getroffen. Zudem hatte sie nicht wirklich damit gerechnet, dass er es rundheraus ablehnen würde, seinem offensichtlichen Lebensinhalt nachzugehen. Nun gut, vielleicht wäre ein wenig Widerwillen angesichts der Bürokarambolage keine Überraschung gewesen, aber schließlich war man ja gerade dabei, über einen entsprechenden Ausgleich zu verhandeln. Mit mehr oder weniger logischen Hintergedanken bestückt. Mona bemerkte nämlich just in jenen Momenten, wie wenig sie eigentlich über diesen Mann wusste. Und als schrecklich neugierige Natur, die sie nun einmal war, war damit ihr Interesse geweckt. Als Kind pflegte sie ihre Mutter und den aktuellen Stiefvater in den Wahnsinn zu treiben mit nicht enden wollenden 'Warum?'-Ausbrüchen, selbst bei den kleinsten, belanglosesten Dingen. Dafür versäumte sie es allerdings gerne, bei wirklich wichtigen Dingen diese entscheidende Frage zu stellen. Warum hast du mich betrogen? Warum fehlt da Geld? Warum habe ich nur das doofe Gefühl, dass du mich ausnutzt? Warum habe ich diesen Antrag auf Mitgliedschaft bei den Todessern in deiner Jackentasche gefunden? Schön, Letzteres war ein wenig übertrieben gewesen, soweit Mona bekannt war, gab es bei den Todessern keine Mitgliedsanträge, doch wenn man auf nur allzu verdächtige Merkmale irgendwie nicht einging oder eingehen wollte, kam man dem gar nicht mehr so weit hergeholten Sachverhalt damit doch recht nahe. Es gab vielzuviele falsche Typen in diesen unruhigen Zeiten. Klar, Muggelquälen war mega-cool wenn man auf Schreie und aufgeblähtes Ego stand. Aber damit ließ sich eben keine Familie finanzieren! Soweit sie wusste - obwohl sie sich noch nicht wirklich danach erkundigt hatte, weil ihr einfach nicht bekannt war, wo - zahlte 'Du-weißt-schon-wer' nicht gerade riesige Summen an seine Untergebenen und Anhänger. Denn die waren entweder von Geburt an ziemlich reich, oder kannten sich mit verlotterten Lebensbedingungen bereits bestens aus und hatten schon so genug Freude, weil sie ihr Hobby zum Beruf machen konnten. Wie also bereits erwähnt, die falsche Sorte Typ.
Andererseits konnte man als ehrgeizige Professorin und Hauslehrerin jede Art von Beziehung ohnehin knicken, wenn man sich nicht gerade einen Kollegen angelte. Dann allerdings gab es wieder das Problem, dass man vielzuviel Zeit miteinander verbrachte, sich viel zu oft sah, sich miteinander langweilte, sich auf die Nerven ging, ständig gereizt und genervt war...

Es war an der Zeit, wieder in die Gegenwart zurückzukehren, schließlich war jene für Mona eigentlich gerade spannend genug. Möglicherweise war sie da momentan einer ganz heißen Sache auf der Spur. Mit vor Neugier und Anspannung glitzernden Augen suchte sie fieberhaft nach verräterischen Anzeichen in Richards Gesichtszügen. Gut, möglicherweise hatte ihr Vorschlag ihn auch wieder einmal etwas verwirrt. Vollmond besaß schon irgendwie einen Bezug zum romantischen Element, an welches die Hauslehrerin jedoch nicht wirklich gedacht hatte. Denn wie schon beschrieben brachte diese Mondphase ihr in erster Linie einen Haufen Arbeit und Stress ein, weswegen sie froh war, in dieser besonderen Nacht überhaupt einmal ihr Bett besuchen zu können, das sie sogar vorzugsweise leer aufzufinden hoffte. Ausnahmsweise. Meistens schlief sie ohnehin nicht, sondern raste wie eine Irre durch die Nacht von einem Gewächshaus zum nächsten, um alle anfallenden Arbeiten erledigen zu können. Es war eine wirkliche Dreistigkeit, dass es diesen Vollmond nur einmal im Monat gab. Drei Nächte hintereinander wäre eine echte Erleichterung. Allerdings konnte man dies den Werwölfen wie dem armen Mr. Lupin wohl wirklich nicht zumuten. Der sah nach einer einzigen Nacht schon dermaßen erschlagen aus, dass man ihn am Liebsten die gesamte verwandelte Zeit über mit einem Schlaftrank betäubt hätte. Und wenn es bei Richard nun ebenso aussah...

Wohl auch aufgrund des Umstandes, dass Pomonas interessierte Augen inzwischen kaum noch zwei Handbreit Abstand zu Professor Tiberius' Gesicht einhielten und der Rest der Welt augenblicklich jedwede Bedeutung verloren hatte, entging es der jungen Lehrerin nicht, wie sich der häufig anwesende Ausdruck tiefer Schwermut einem Schatten gleich auf Richards Züge legte, derart, dass Mona sogleich heftigste Reue darüber empfand, offenbar das falsche Thema angeschnitten zu haben. Sogleich zog sie sich angetrieben von ihrem enorm schlechten Gewissen ein Stückweit zurück und zog die Schultern ein wenig hoch, ähnlich einem Hund, der Herrchens beste Slipper angeknabbert hatte. Wahrscheinlich war sie zu aufdringlich gewesen. Dinge wie Respekt oder Taktgefühl sollte man eben doch nicht in den Schrank hängen, heiße Spur hin oder her. Zwar war ihr von dem Schicksal eines Kindes nichts bekannt, aber dass Richard in Scheidung lebte, war ihr dann doch nicht entgangen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er den Ehering weiterhin trug. Ein ziemlich offensichtliches Zeichen dafür, dass diese Trennung von seiner Frau garantiert nicht seine Idee war. Anfänglich war Mona davon ausgegangen, dass er Witwer sei, bis man sie im Eberkopf hinter vorgehaltener Hand ein wenig erleuchtet hatte. Gegen ihren Willen, wie sie für das Protokoll hartnäckig angab. Neugier hin oder her, sie war kein Tratschweib. Sie pflegte die Leute direkt auf etwas anzusprechen und holte nicht hinter deren Rücken private Informationen ein. Zumindest nicht solche. Höchstens Kleinigkeiten wie Lieblingsessen oder bevorzugte Musikrichtung. Tipps für ein erstes Rendezvous. Keine dunklen Geheimnisse der Vergangenheit.

Der nächste Schock trat nur wenig später ein, als ihr Kollege doch tatsächlich ihrem Blick auswich - ein Mann, ein älterer, größerer, reiferer, dominanterer Mann mied ihren Blick! Pomona vermochte sich nicht zu erinnern, dass ihr dieses Phänomen in ihrem zweiunddreißigjährigen Leben bereits einmal begegnet wäre. Für gewöhnlich war sie immer die erste, die den Augenkontakt löste, aus verschiedenen, meistens peinlichen Gründen. Auch jetzt war sie derart irritiert, dass auch ihre Aufmerksamkeit sogleich vor Richard floh und sich irgendwo in der morgennebligen Landschaft außerhalb des geschlossenen Fensters wiederfand.
"Also wir... wir müssen auch nicht, falls das dir... ich kann dir auch einfach etwas kochen und dir bringen und du isst es alleine..." Aber andererseits hatte er doch mit dem Weggehen angefangen, oder nicht? Monas Stirn zeichnete eine steile Falte des Nachdenkens. Nun gut, womöglich hatte er sich weiter vorgewagt, als es ihm im Endeffekt gut tat. Dieses Phänomen kannte sie selbst nur zu gut. Und nun fiel ihm kein höflicher Weg zurück ein. Sie sollte ihm helfen. Sie sollte ihm ganz diskret und freundlich einen Pfad anbieten, den er sicher gehen konnte, ohne das Gefühl zu haben, sie zu beleidigen oder sein Gesicht zu verlieren. Etwas wie... Oh, dieses Wochenende ist schlecht, ich habe noch einiges wegen dem neuen Schuljahr zu tun und erwarte eine frische Lieferung mit Setzlingen und Samen. Am Besten melde ich mich bei dir, wenn ich wieder Zeit habe. Ja, perfekt.
"Richard, wenn du das nicht möchtest, weil du noch noch nicht über die Trennung von deiner Frau hinweggekommen bist, dann verstehe ich das völlig. Du musst dich nicht dazu zwingen, mit mir einen Abend zu verbringen..."
Komposthaufen!! Mona spürte mit plötzlicher Eiseskälte, wie sogar die in ihren Gedanken stetig vor sich hindudelnde Musikuntermalung unter einem geschockten Quietschen innehielt und sie sämtliche, nur aus Pflanzenteilen bestehende Musiker fassungslos anstarrten. Falls ihr Kurzzeitgedächtnis ihr keinen fürchterlichen Streich spielte - sie musste endlich aufhören, Blütenstaub zu inhalieren -, hatte sie gerade das, was sie denken sollte, ausgesprochen und das, was sie sagen wollte, gedacht. Diese Angewohnheit sollte sie schleunigst aufgeben. Am Besten vor genau fünf Minuten. Nicht anschauen, schau ihn bloß nicht an! Tu einfach so, als wäre nichts gewesen. Normalität! Frühstück! Verschwinden!
"Hoppla, war das mein Magen? Ich fürchte, ich muss dringend zum Frühstück. Kann nur hoffen, dass Sluggy noch etwas übrig gelassen hat. Aber dem Mann kann man einfach nicht böse sein, wenn er einen mit seinen treuen Augen ansieht, nicht wahr? Wie ein hungriger, ausgesetzter Hund... Ich rechne jedes mal damit, dass er anfängt zu knurren, wenn ich mir die letzte Scheibe Toast aus dem Korb nehme..."
Wie erwartet hatte Mona lächelnd aber zielstrebig den Rückwärtsgang eingelegt. Vermutlich würde sie die Tür niemals auf diese Art erreichen, da sie auf einen unglücklich aufgeschichteten Stapel Bücher zuhielt und sie am Hinterkopf keine Augen besaß, doch ihr eigentliches Ziel, ein hastiger, aber bemüht unauffälliger Abgang, war mehr als offensichtlich.
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BeitragThema: >>Trauer ist die Folter, der der Tod vorangeht und folgt.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mi Okt 08, 2008 9:06 pm

Richard war in diesem Moment gefangen in einer Welt aus Erinnerungen und Unwillen. In ihm kämpften da zwei Dinge, die sich postwendend beide immer und immer wieder bekriegten.
Zum Einen empfand er einfach ein unglaublich tiefes Treuegefühl und eine innere Stimme, die es ihm verbot, irgendetwas seiner Vergangenheit abzulegen, aus Respekt vor dieser und aus angst, er könnte etwas verschuldet und unwiederbringlich verlieren.
Zum Anderen aber war dieser Geist schon immer einer gewesen, der das Licht suchte. so lange in Dunkelheit zu harren, tat ihm nicht gut und auch die Kerze, die sich Tiberius heimlich und still angezündet hatte, um das Licht nicht gänzlich zu vergessen, reichte längst nicht mehr aus, um über den Verlust hinweg zu trösten.
Er war in sich selbst gefangen. Verbot sich, zu fliehen und wusste doch, dass er es anders nicht mehr ertragen konnte.

Dass Pomona ihm dabei derart nahe war, auch weil sie glaubte, auf eine Spur gestoßen zu sein, die ihm im Moment vollkommen absurd erschien, bemerkte er kaum.
Erst als sie sich nun doch etwas von ihm weg bewegte, sah er unwillkürlich auf und, da sie nun tatsächlich nicht in seine Erinnerungen passte, fand den Weg ins hier und Jetzt wieder.

Er brauchte einen Moment und glaubte daher, den Beginn ihrer Worte verpasst zu haben. Nun aber sprach sie wohl eindeutig von Lilian? Er wusste es nicht, aber es war sein Name, der ihn hatte aufblicken lassen. Demnach hatte er die Worte zuvor nicht mitbekommen.
Nichts desto trotz aber stand er nun mehr oder weniger überrumpelt im Wald. Wie kam Pomona denn nun auf Lilian? Hatte er etwa etwas gesagt? War ihm etwas entglitten, das er mittlerweile nicht mehr wusste? Aber er konnte sich wirklich nicht erinnern.

Die Erwähnung Lilians hatte nicht den Effekt, der zu erwarten gewesen war. Einerseits war es Richard schlichtweg ein Rätsel, wie die Hufflepuffhauslehrerin von jetzt auf gleich auf sie zu sprechen kam. Andererseits aber waren es ihre Worte, die ihn schwer trafen.
Richard war niemand, der schnell beleidigt gewesen wäre. Er besaß eine Geduld, die es mit der eines Esels sehr gut aufnehmen konnte und sein Gemüt kannte Zorn zwar, brauchte allerdings mehr als nur Startfeuer, um diesen zu entflammen.
Worte also trafen ihn nur, wenn sie wahr waren und er dies wusste. Und diese Worte waren wahr. Pomona hatte wohl recht, er konnte sich belügen und betrügen, aber er hatte es noch immer nicht überwunden, Lilian verloren zu haben.

Bislang versteckte er sich hinter sich selbst, schob vor, dass er einzig um Emilie trauerte und dass dies ja ganz verständlich sei. Doch auch Lilian zu verlieren, traf ihn hart, hatte ihn hart getroffen und überwunden hatte er es sicherlich noch nicht.
Auch deshalb nicht, weil ihn Schuldgefühle plagten. Emilies Tod mochte ein Unfall gewesen sein, doch er war ihm zu verdanken. Er hätte seinen Zauberstab nicht herumliegen lassen dürfen. Oder wenigstens hätte er darauf achten müssen, ob das Kind nicht ebenfalls eine Hexe war. Es war so naheliegend gewesen, so offensichtlich. Doch er hatte es einfach vergessen und dann ...
Er hatte Emilie verloren, weil er sich zurückgelehnt das Leben genossen hatte. Doch Lilian hatte er verloren, weil er nicht dazu fähig gewesen war, weiterleben zu wollen. Und das schmerzte ungemein.

Und darin hatte Pomona recht, auch wenn sie sich dessen sicherlich nicht bewusst war. Er hatte schon einmal einen Teil von sich verloren, weil er nicht fähig gewesen war, loszulassen. Er wollte sich nicht ganz verlieren, er durfte sich nicht ganz verlieren.
Sein innerer Tatendrang war bei weitem nicht so groß, wie er es sich gewünscht hätte. Doch nun gab es eine Chance, das Leben zumindest ein kleines Stück weit zurück zu bekommen.

Die Lehrerin vor ihm allerdings wich unwillkürlich zurück. Wieso, das wusste er nicht ganz, verstand es über all diese Gedanken nicht so recht. Was er aber kommen sah, war der Sturz, der nur wieder unglücklich enden würde.
Und wie es nicht anders kommen konnte, Pomona stieß gegen die Bücher und -
Richard packte sie unwillkürlich am Arm und zog sie wieder in seine Richtung. Das Resultat war, dass die Folianten sich wie eine Welle erbrachen und blätternd zu Boden rutschten. Immerhin aber waren sie die einzigen, die gen Erde wanderten.

"Nein, ich ..." Er versuchte Worte zu finden, die ihn rechtfertigten, vor sich selbst. "Es tut mir Leid, ich bin ein wenig Feriengeschädigt. Wir können gerne dieses Wochenende etwas unternehmen, wenn du Zeit und Lust dazu hast."

Es klang ihm recht unbeholfen, aber immerhin war es ein Ansatz.
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1So Okt 12, 2008 6:32 pm

Innerlich entschuldigte sich Pomona aufs Heftigste bei dem armen Horace, den sie da aufgrund von Eile und ihrer eigenen Unfähigkeit auf so unhöfliche Weise denunziert hatte. Sie würde ihm bei nächster Gelegenheit irgendetwas Köstliches zubereiten, dem er sich gewiss nicht verweigern würde, wenngleich sie wohl die dicke Daunendecke der Verschwiegenheit über den wahren Anlass breiten würde. Ihre dämliche Plapperei ohne Schranken und Grenzen hatte sie schließlich erst in diese fürchterliche Situation gebracht, noch einmal würde ihr dies bei einem Kollegen hoffentlich nicht passieren. Es genügte ihr wirklich vollkommen, wenn Richard sie nun hassen würde. Oder verachten oder ignorieren. Vielleicht sollte sie den Kontakt mit Männern gleich welchen Alters und Berufs wirklich ein für alle Mal an den Nagel hängen. Blöd nur, dass Hogwarts keine reine Mädchenschule war und sie selbst Hufflepuffs Kopf und Professorin sein sollte. Und diese hormonstrotzenden Jugendlichen benahmen sich in mancherlei Hinsicht bereits erstaunlich reif. Nun gut, dafür waren sie in anderen Bereichen noch Kinder in zu lang gestreckten Körpern. Doch bislang war die Grenze zwischen Schülern und 'richtigen' Männern in Pomonas Psyche noch nicht eingestürzt. Aus dieser Richtung drohte ihr wie sie glaubte keine Gefahr, dafür war zum Glück auch der Altersunterschied zu groß. Blieben also nur die Kollegen und mit denen sollte sie doch nun wirklich ein Verhältnis aufbauen können, das nicht in Mordgelüsten und Hasstiraden endete. Und in einem akuten Anfall eines höllisch schlechten Gewissens auf ihrer Seite.

Warum hatte sie auch dieses fürchterliche Thema anschneiden müssen? Wirklich verständnisvoll und mitfühlend war sie dadurch nicht erschienen, eher wie ein grober Klotz. Richard war ohnehin meist so ernst und in sich gekehrt und gedankenverloren, dass es vielmehr ihr Ziel sein sollte, ihn aus diesem dunklen Tal ein wenig herauszulocken. Allerdings ging dies möglicherweise schon wieder zu sehr in Richtung Freundschaft und weniger ins Kollegiale. Wären sie beide Kerle gewesen, ja dann... Dann hätte man sich zu einem kleinen Saufgelage im Eberkopf oder in den Drei Besen getroffen, sich gegenseitig wohlmeinend auf den Rücken geklopft und eine Männerfreundschaft pflegen können, die hübsch oberflächlich blieb aber dennoch aufbauend sein durfte. Lustigerweise hatte sich Pomona schon des Öfteren gewünscht, doch lieber als männlicher Vertreter ihrer Spezies auf diese Welt gekommen zu sein. Männer hatten es leichter. Irgendwie. Die rissen sich was Hübsches auf, machten mit ihr 'rum, und warfen sie anschließend wieder weg, um sich nach der nächsten umzusehen, ohne Gewissen, ohne Gedanken oder Gefühle. Was musste das herrlich sein. Denen ging es sonstwo vorbei, wie ihr Gegenüber sich angesichts ihrer Äußerungen fühlte, Hauptsache, sie hatten ihre Meinung deutlich machen können. Mit einem Mann hätte sich Richard sicherlich viel problemloser treffen können, weil von Anfang an klar gewesen wäre, dass es keine 'Art Date' war oder sein könnte oder vielleicht so aussah. Womöglich dachte auch sie gerade nur wieder einmal drei Meilen zu weit. Das war keine Verabredung, sie wollte keine und er ganz sicher auch nicht, es war ein 'netter Abend', der vollkommen harmlos verlaufen würde. Ganz gleich, wo und wie sie ihn verbrachten. Vielleicht gelänge es ihr, ihn ein wenig aus seiner Melancholie zu reißen, vielleicht wollte er das gar nicht. Vielleicht verstanden sie sich prima, vielleicht würden sie einander zu Tode langweilen und tierisch auf den Geist gehen. Wie auch immer, es existierte abseits ihrer Neurosen und seiner Vergangenheitsbewältigung kein Grund, es von vornherein bleiben zu lassen. Sie waren beide erwachsen - ja, sie selbst auch. Kinder machte man nicht zu Hauslehrern.

So war Mona schon beinahe wieder geneigt, in ihrem Rückzug innezuhalten und sich erneut todesmutig nach vorne zu wagen, als der Absatz ihres Stiefels gegen einen Widerstand stieß, den sie dort nicht erwartet hatte. Der Widerstand schien höher zu sein, denn auch ihr Bein spürte ihn wenige Zeit später, sehr zum Ärger ihres Gleichgewichtssinns, der spontan meldete, unter diesen Voraussetzungen nicht mehr einwandfrei arbeiten zu können. Das kurze Gefühl, relativ unkoordiniert und haltlos durch die Luft zu gleiten, brach über sie herein und ließ ihre Augen erstaunt groß werden, aber zu ihrem Glück übertrafen Richards Reflexe die ihren, welche sie wahrscheinlich wie ein nasser Reissack zu Boden hätten gehen lassen, um ein wichtiges Vielfaches. Bevor die Schwerkraft ihren Tribut einfordern konnte, spürte Pomona einen sicheren Griff um ihren Arm und befand sich wenig später noch ein wenig unsicher, aber erfolgreich wieder in einer vertikalen Lage. Das verräterische Poltern hinter ihr verriet, dass nicht alle dieses Glück gehabt hatten. Blinzelnd und immer noch ein klein wenig verwirrt warf sie einen Blick nach hinten und bekam einen schönen Eindruck des Bücherstapels, der sich erschlagen zur Ruhe gebettet hatte wie umgestürzte Dominosteine. Schon hatte Mona genügend Luft für eine neuerliche Entschuldigung in ihre Lungen gesogen als Richard ihr zuvor kam und ihr Blick hastig wieder zu ihm schnellte.
Feriengeschädigt? Eine von Miss Sprouts Augenbrauen schob sich langsam in die Höhe und verlieh ihrem Blick zusammen mit den nachdenklich verengten Augen einen ungewollt zwielichtigten Ausdruck. Doch sie wusste nur zu gut, wie fürchterlich Ferien sein konnten, als sie in den vergangenen Weihnachtsferien von der kurzen aber heftigen Affäre ihres Loserbruders mit ihrer ehemaligen Geliebten Wind bekommen hatte. 'Wind bekommen' im Sinne von lüsternem Rumgeknutsche während des traditionsmäßigen Familiendinners am ersten Weihnachtstag. Natürlich kannte sie das Bedürfnis, gerade in diesen kalten, rührseligen Zeiten nicht alleine aufwachen zu wollen - das ging ihr schließlich schon geschlagene fünf Jahre so - aber trotzdem wollte ihr der köstliche Gänsebraten diesmal irgendwie nicht recht schmecken. Ihre Mutter hatte natürlich Verständnis für den Sohnemann gehabt, ansonsten hätte sie vielleicht auch eine Sekunde innehalten müssen bei der Fütterung ihres frisch angetrauten neuen Ehemannes mit der Erdbeersahnecremetorte, die es zum Nachtisch gab. Mona hatte sich während des Essens hauptsächlich ihren Tagträumereien hingegeben, welche dummerweise immer an der Stelle unterbrochen wurden, an denen es richtig spannend geworden wäre. Kurz bevor sie dem Todesser mit einer Bastelschere den Kopf vom Hals hatte abtrennen können beispielsweise oder just in dem Moment, als Voldemort ihr eine Sonate über ihr wundervolles Aussehen auf dem Piano bringen wollte, weil es ihr in ihrer unvergleichlichen Intelligenz und ihrem unwiderstehlichen Charme gelungen war, ihn zum Guten zu bekehren. Nein, Ferien und Freizeit bekamen ihr nicht. Ihre abwesenden Gedankenausflüge begannen zunehmend bizarrer zu werden, was sie aber zum großen Teil auf ihre Arbeit schob und die damit einhergehenden Nebenwirkungen. Dennoch wurmte es sie immer noch ungeheuer, nicht mehr in Erfahrung gebracht zu haben, ob Voldemorts Singstimme Bass, Bariton oder gar Tenor gewesen wäre.

"Ja... ja, sicher habe ich Lust", antwortete Pomona mit einem noch etwas wackeligen Lächeln nach einer kleinen Weile, konnte sich aber des berechtigten Gedankens nicht erwähnen, wie es wohl wäre, wenn sie einen kompletten Abend zusammen verbrächten, wenn sie schon nach ein paar Minuten starke Kommunikationsprobleme bekamen. Doch darüber würde man sich sicherlich noch ausreichend den Kopf zerbrechen, wenn es erst soweit wäre. Wenn es ihr endlich gelänge, die waghalsigen Themen zu umschiffen und sich bereits im Voraus mit einem Haufen Smalltalk einzudecken, auf den sie zurückgreifen konnte, würde womöglich alles ein wenig angenehmer und besser verlaufen als momentan. Restlos überzeugt von ihren Plänen wirkte Richard nicht. Konnte sie ihm wohl auch kaum übel nehmen angesichts ihres Verhaltens. Oder war er am Ende doch ein Werwolf....? Nein, Blödsinn, in diesem Fall war sie doch nur wieder Opfer ihrer amoklaufenden Fantasie geworden. Entschlossen, diese Vermutung ein für alle mal zu begraben, schüttelte Pomona den Kopf, dass die kupferfarbenen Locken nur so flogen. Nicht jeder Mann mit müden Augen und grauem Haar war ein Werwolf. Es waren keine weiteren Narben auf seinem Oberkörper zu sehen und... hatte sie sich nicht entschlossen, eine derart genaue Inspizierung zu verhindern?
Leise hüstelte die Lehrerin für Kräuterkunde hinter vorgehaltener Hand und suchte verzweifelt nach einem angemessenen Ziel, das jegliche Art von Zweideutigkeit im Keim erstickte und soviel Ablenkung bot, dass Richard sich unter allen Umständen sicher und wohl fühlen konnte. Zu Fortescue? Nein, sie hatte keine Ahnung, ob er Eis mochte, einmal davon abgesehen, dass sich auch Dreizehnjährige zum ersten Date im Eissalon trafen - und es war ja gar kein Date! Gladrags Wizardwear in Hogsmeade? Als lustig gemeinte Anspielung darauf, dass er ihr halbnackt gegenüber getreten war? Genauso gut konnte er ein solches Angebot in einem sehr beleidigenden Maße aufnehmen, nämlich dass er ihrer Meinung nach keine ordentlichen Kleider im Schrank hängen hatte. Außerdem war sie nicht seine Mutter, die ihn einkleiden sollte. Bei Circe, ihre letzte Verabredung, die keine war, lag definitiv zu lange zurück.

"Ich habe gehört, dass morgen Abend bei Flourish & Blotts eine Lesung sein soll mit Werken von Shakespeare und..." Mochte Richard Shakespeare? Aber wer konnte sich leisten, Alte Runen zu unterrichten und jemanden wie Shakespeare nicht zu mögen? Trotzdem, vielleicht hasste er Shakespeare auch aus irgendwelchen literarisch logischen Gründen. Am Besten warf sie sicherheitshalber noch einen anderen großen Namen mit ins Spiel, der ihr spontan in den Sinn kam.
".. von William Shakespeare und von Edgar Allan Poe." Ergab das Sinn? Passten die beiden überhaupt zueinander? Lagen da nicht locker zweihundert Jahre und mehrere Kunstformen zwischen?
"Es ist so eine Art... Battle, ein Wettkampf sozusagen. Shakespeare versus Poe, nie da gewesen, aber ungeheuer spannend, weil man nicht sagen kann, wer das Publikum mehr in seinen Bann zieht. Es.. es wird abwechselnd vorgelesen, zitiert aus Werken dieser beiden... großartigen Schriftsteller... würde dich das vielleicht interessieren...?"
Vorsichtig, aber doch aufmerksam beobachtete Mona die Mimik ihres Gegenübers um zu erforschen, ob sie mit diesem Vorschlag richtig lag. Erst wenn sie wusste, dass sie einen Volltreffer gelandet hatte, würde sie sich Gedanken über die Umsetzung ihrer gerade geborenen Idee machen müssen, denn Flourish & Blotts ahnte noch gar nichts von dem Spitzenevent, das sie schon für den morgigen Tag angesetzt hatte.
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BeitragThema: >>Zweier Menschen Seele trennt oftmals nur ein Lächeln, dessen Schlüssel die Worte sind.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1So Okt 12, 2008 7:37 pm

Richard seinerseits half Mona mehr aus Reflex auf die Beine und wurde sich erst nach erfolgreicvher rettung klar, dass sie doch relativ nahe beieinander standen. Für ihn war Körperkontatn ichts außergewöhnliches, wie schon erwähnt.
Zum einen hatte es ihm einfach immer das Berufsbild eingegeben. auf der Bühne gab es keine zwei Menschen, die sich womöglich nicht leiden konnten und daher keines Falls näherk ommen wollten. Es gab nur zwei Figuren, die eben zueinander gfunden hatten, im Sinne des Autors. Es gab auch keine zwei Liebenden, die sich gerne den ganzen Tag schmachtend angesehen hätten. Stattdessen waren es oftmals zwei Figuren, die das Schicksal -oder der Autor- entzweit hatte oder die erst im Laufe des Stückes zueinander fanden.
Oftmals spielte hier der Zufall böse Streiche und so war Körperkontakt eben ein Ding wie miteinander zu reden. Ein notwendiges Übel, oder ein Wink des Schicksals.
Zum zweiten aber war Richard, trotz seiner Introvation der letzten Jahre, ein Mensch, der andere brauchte. Ein Gefühl von einsamkeit war für ihn wie ein Blick in den Abgrun, sofern er es nicht selbst angesteuert hatte. Berührung, da sie eben auch angewohnt war, bedeutete für ihn Nähe und Vertrauen. So distanziert er auch war, ohne Gsellschaft und Nähe konnte er nicht.

Das war einer jener Widersprüche, die Richard Stück für Stück zu zerbrechen drohten. Er fürchtete sich davon, Nähe zu suchen, sei es nun freundschaftlich oder nur auf kollegialer Ebene. Er fühlte sich als Verräter und wusste auch, dass es niemls wieder so werden konnte, wie es einst gewesen war. Dieses Wissen schreckte ihn ab. Auch weil er seinem gegenwärtigen Gegenüber den ständigen Vergleich ersparen wollte.
Andererseits aber war er zwar ein ausgesprochen selbstständiger Mensch, aber auch jemand, der drigend auf Zwischenmnschliches angewiesen war. Wie aber sollte er handeln?

Nun fiel ihm also die Nähe auf, die der jungen Lehrer vielleicht unangenehm sein mochte. Als ehemaliger Schauspieler besaß er ein gutes Verständnis für Mimik und Gestik. Doch Pomona war, salopp gesagt, schon die ganze Zeit aufgekratzt, sodass es ihm unmöglich war, hier noch Unterscheidungen anstellen.
So also zog er sie noch ein Stück mit sich, weg von den Büchern, ließ ihren Arm dann los und trat selbst noch einen halben Schritt nach hinten, bis er glaubte, ihr genügend Freiraum eingerichtet zu haben.

Die Hauslehrerin indessen schlug sogleich einen weiteren Treffpunkt vor, sichtlich nach etwas suchend, das ihn zufrieden stellen konnte. Und was fiel ihr Besseres ein als Shakespeare?
In gewisser Weise doch irgendwo Ironie.
Dennoch konnte Richard kaum leugnen, dass er Shakespeare nicht liebte. im Gegenteil, dieser Autor, dieser Dichter, vielleicht der größte überhaupt, besaß für Richard einen gnz anderen Stellenwert als der eines Autors. Einst waren es seine Figuren gewesen, in die er sich verwandelt hatte, um auf der Bühne zu arbeiten. Auch seine worte waren es gewesen, die ihm das Wunder der Liebe und des Glücks beschert hatten und letztendlich hatte nicht einmal Emilie diesen grandiosen Werken widerstehen können.
Und trotzdem war er nicht so hingerissen von der Idee, dass er sich nicht gefragt hätte, ob denn sein Gegenüber überhaupt ansatzweise dasselbe Interesse hegte. Er glaubte es nicht.
Er nahm an, dass für Pomona die Literatur des sechzehnten Jahrhundert denselben stellenwert einnahm, wie die Pflanzen für ihn. Er mochte sich darin täuschen, denn ihm sah man an der Wohnung an, dass er wohl kein Pflanzenliebhaber war, in ihre Regale aber hatte er noch keinen Blick geworfen.

Davon abgesehen war eine derartige Veranstaltung in Gesellschaft nur dann für beide ergiebig, wenn sie beide dieselbe Leidenschaft für das Thema hatten. Hätte sie ihn nun zu einer Vorlesung über die Wirksamkeit irgendwelcher Nachtpflanzen bei Vollmond eingeladen, so wäre es wohl auf dasselbe herausgekommen.
Dennoch bemühte sie sich und er machte es ihr nur schwerer.

Unwillkürlich musste er eben auf den zufall hires vorschlags lächeln. Es war wohl das erste helle, offene Lächeln seit geraumer Zeit und mit ihm waren all jene positiven Erinnerungen verbunden, die er shakespeare und seinen Werken zu verdanken hatte.
"Shakespeare würde hne Zweifel gewinnen", antwortete er halb murmelnd. Selbst ein wenig erstaunt über dieses tatsächlich heitere Lächeln, das sich einfach gut anfühlte, fügte er hinzu: "Aber Shakespeare muss ich ja nun nicht mehr näher kennen lernen.
Was hältst du denn davon, wenn wir Samstagabend einen kleinen spaziergang um den See machen und anschließend bei mir oder dr essen. Wir können auch nach Hogsmead gehen und uns in den eberkopf setzen. Wie du magst. Aber ich denke, es muss gar nichts so Spezielles sein."

Endlich wagte er sich selbst nun vorwärts. Es tat ihm ausgesprochen Leid, sie bislang am langen Arm verhungern gelassen zu haben. Es war einfach keine Art und daher bemühte er sich nun, ihr entgegen zu kommen.
Das beinhaltete auch, dass er Orte und Gepflogenheiten vorschlug, bei denen er wusste, dass er sich selbst wohl fühlte und dementsprechend auf sein Gegenüber eingehen konnte.
Vielleicht war es Mona ihrrseits unrecht, die Zweisamkeit zu suchen, das konnte er nicht wissen. Aber stattdessen zu schweigen oder nur aus höflichkeit und um dem ein wenig peinlich berührten Gespräch ein Ende zu bereiten, nun zu nicken, das hielt er für falsch.

"Außerdem", fügte er schmunzelnd hinzu, "habe ich bis dahin sicherlich wieder aufgeräumt und auch deine Runen übersetzt, sodass ich sie dir in Ruhe erläutern kann, wenn du willst."

Es war humorvoll gemeint, ein kleiner, nicht schlecht gemeinter Seitenhieb. Doch ob er sie nicht weiter verunsicherte, das konnte Richard nicht sagen.
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mi Okt 15, 2008 2:47 pm

Ja! Er lächelte! Cowabunga, sie hatte es tatsächlich geschafft! Und dafür nur gefühlte fünf Tage und ein ramponiertes Büro benötigt! Tja, so einfach konnte es gehen, wenn man eine derart gute Menschenkenntnis und eine dermaßen ausgeprägte Gabe der Intuition besaß wie Pomona. Dieses Battle war auch wirklich eine Bombenidee gewesen, wie sie ihrem Gehirn anerkennend lassen musste. Ein richtiger Geistesblitz. Mit Shakespeare lockte man anscheinend immer noch die meisten hinterm Ofen hervor, und sei es nur des Patriotimus und der Atmosphäre auf Hogwarts wegen. Erleichtert wagte es die Hauslehrerin ein wenig tiefer durchzuatmen als jenes kurze, irgendwie panische Hecheln, das sie sich in den letzten Minuten rapide angewöhnt hatte. Und da ihr Kopf so brav mitgearbeitet hatte, sollte ihm wohl doch noch einmal eine angemessene Portion Sauerstoff zustehen.
Mona antwortete auf sein Lächeln mit dem Strahlen eines Sommertages am Mittelmeer und entlockte dem wertvollen Pergament in ihrem Arm ein erneutes protestierendes Knistern, als sie es vor Freude gleich noch ein wenig fester an sich drückte. So langsam wäre sie mit ihrem Latein vermutlich auch am Ende gewesen angesichts dieses komplizierten wie komplexen Gegenübers und der schlichten Tatsache, dass sie an diesem Tage noch gar nichts gegessen hatte. Alles in allem keine guten Kampfbedingungen für jemanden wie sie. Vielleicht hatte ihn auch einfach das Mitgefühl gepackt und zu diesem Lächeln gezwungen, es wäre bestimmt nicht das erste Mal gewesen, aber Pomona war inzwischen so weit, dass sie nahm, was sie kriegen konnte - in mehrerlei und nicht immer vorteilhafter Hinsicht. Tatsächlich verlief ein nicht zu unterschätzender Teil ihres Lebens über die dankbare Mitleidsschiene, es war beinahe zu einer gut eingesetzten Taktik geworden, die sie erfolgreich davon abhielt, unter Gleichaltrigen oder Älteren das Prädikat 'erwachsen' zu erhalten. Jeder kleine Erfolg wurde bei ihr dementsprechend aufwendig und pompös als grandioser Sieg verbucht und der aufbrandende Applaus in ihrem Kopf angesichts des Triumphs, ihrem halbbekleideten, in Scheidung lebenden Kollegen ein Lächeln entlockt zu haben, wollte gar kein Ende nehmen. Oder fast keines.

"Shakespeare... würde ohne Zweifel gewinnen..." wiederholte sie leise und mit einem schwankenden Ausdruck von Verblüffung und dem hartnäckigen Wunsch, diese grandiose Situation nicht zu ruinieren, in den blaugrünen Augen. Es war keine ungläubige Frage gewesen, aber auch kein rückhaltloses Beipflichten. Sicher, Shakespeare war toll... zu behaupten, dass er es nicht wäre, würde sie vermutlich ins sofortige, unwiederbringliche Aus befördern. Und sie hatte diesen Dichter doch gerade wegen seiner Popularität ins Spiel gebracht, um einen leichten Sieg einfahren zu können. Sie konnte es sich auch selbst nicht recht erklären, weswegen sich nun ihr Kopf leicht zur Seite neigte und ihr Lächeln ein wenig hinter dem Ausdruck angestrengten Nachdenkens zurücktreten musste. Shakespeare war der King, der Held in Strumpfhosen, nur...
"Ich mag Poe lieber..." verließ es so gedämpft ihre Lippen, als würde sie es vorziehen, diesen Disput nur mit sich selbst anstatt dem gerade wieder besänftigten Richard auszutragen. Bedauerlicherweise war Mona sich nur ziemlich sicher, dass sie, böte man ihr ein Buch von Shakespeare und eins von Poe an, ohne zu Zögern Edgar den Vorzug geben würde. William war nett, aber... schrecklich kompliziert. Lag wahrscheinlich daran, dass er irgendwann im Mittelalter gelebt und man damals noch viel mehr Zeit für solchen Firlefanz besessen hatte. Und zusätzlich zu den eigenen Konfusitäten in ihrem Kopf konnte Pomona es sich nun wirklich nicht leisten, auch noch die eines anderen auseinanderpflücken zu müssen. Und Poe war spannend und ein wenig gruselig. Sie mochte diese Stimmung, auch wenn solcherlei Atmosphäre nicht immer das Beste für eine alleinstehende junge Frau bereithielt, die sich in Zeiten von Todessern einsam durch die Nacht bewegte.
Natürlich sollte man vor jemandem, der gerade ein wenig seinen melancholischen Panzer zerknackte, nicht gerade etwas wie die Werke von Poe über den grünen Klee loben, weils darin um so schöne und lustige Dinge wie Tod und Tod und noch mehr Tod ging. Shakespeare war da ohne Zweifel besser. Da besaßen die Tode wenigstens irgendwie einen hanebüchenen Sinn. Vermutlich sollte sie gar nicht sich selbst den Anlass für sein unerwartet aufleuchtendes Lächeln auf die Fahnen schreiben, sondern dem ollen William. Der war wohl der passende Zauberspruch gewesen. Blöder, toter Theateridiot.

Durch ihre innerlichen Schimpftiraden auf den völlig überschätzten Shakespeare-Hype, der durch das Vereinigte Königreich tobte wie die schwarze Pest und alles mit sich riss, das sich nicht rasch genug in ein Kino retten konnte, tröpfelte doch langsam die Erkenntnis hindurch, dass Richard da vor einiger Zeit seinerseits einen Vorschlag zur Wochenendplanung abgegeben hatte. Jaja, die gute alte Mitleidstour zog früher oder später doch immer wieder. Vielleicht sollte sie dennoch vor dem Spiegel noch ein wenig an ihrer 'Verlassenes, regennasses Hundebaby'-Miene feilen für den Fall, dass ihre Tollpatschigkeit sie wider Erwarten einmal im Stich ließ. Obwohl nicht damit zu rechnen war, dass ihr dieser anhängliche Dämon je von der Schulter springen würde. Eine der wenigen Konstanten in ihrem Leben, auf die sie sich felsenfest verlassen konnte.
Ein Spaziergang um den See also mit anschließendem Essen oder Eberkopf. Allem Anschein nach hatte Richard die Hoffnung auf eine gepflegte, lockere Unterhaltung mit ihr frei von allerlei 'Unstimmigkeiten' noch nicht aufgegeben, was ihn entweder als Optimist oder unverbesserlichen Menschenfreund enttarnte. Beide Eindrücke bargen eine Seite an ihm, der sie bislang noch nicht begegnet war. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass die Menschen ihr gegenüber nicht allzu oft Aufgeschlossenheit zeigten. Zumindest dann nicht mehr, wenn eine winzige Grenze überschritten wurde, deren Existenz sie selbst immer erst bemerkte, nachdem sie bereits hinter ihr lag.

Aber das sollte ihr diesmal nicht mehr passieren. Sie würde sich einen Plan machen, eine genaue, durchstrukturierte Aufstellung von Gesprächsthemen, auf die sie ruhig zurückgreifen konnte und – weitaus wichtiger – eine zweite Liste mit Dingen, die ihre Zunge möglichst nicht berühren sollte. Ohnehin war es besser, wenn sie nicht wahllos das ausplapperte, was ihr gerade in den Sinn hüpfte. Eine der grundlegenden Informationen, die sie von den wenigen Freundschaften in ihrem Leben bislang klar und mehrmals erhalten hatte. Die Welt war einfach nicht bereit für ihre Gedankenverästelungen. Zumindest die Welt, die sich nicht durch Photosynthese oder Schmarotzertum ernährte und eher zu Beinen denn zu Wurzeln neigte. Menschliche Schmarotzer gab es schließlich auch zuhauf. Brüder, Ex-Typen, Kinder...
Egal, zurück zum Thema. Sie würde sich von ihrer allerbesten Seite zeigen, auch wenn sie diese kürzlich verlegt zu haben schien und sie erst einmal wieder finden musste. ‚Gar nichts so Spezielles‘... dieser Mann hatte ja keine Ahnung, wie speziell die Angelegenheit an sich schon war. Und sie würde dieses Date, das kein Date war, mit Bravour bestehen. Morgen würde sie ein völlig anderer Mensch sein; selbstbewusst, charmant, zuvorkommend, verständnisvoll, sicher im Umgang mit einem älteren, intelligenteren, stärkeren, in nahezu jeder Hinsicht überlegeneren Mann, der, wenn er es nur wollte, mit jeder Bemerkung etwas in ihr zum Absterben bringen konnte wie ein blattlausbefallener Rosenstrauch.

Doch wie gesagt, morgen. Heute würde sie erst einmal die feste, von Dankbarkeit überflutete Umarmung lösen müssen, in die sie ihren Kollegen spontan, unwillkürlich und unter Umständen niederschmetternd wie ein Blitzschlag geschlossen hatte, ungeachtet der bislang in ihren Armen verstauten Unterlagen, die abermals losgelöst gen Boden tanzten. Mit geschlossenen Augen und tief berührtem Lächeln lag Monas Gesicht an seiner Schulter, während sie in Gedanken den Zeitpunkt aufzuspüren versuchte, an dem ein Mann zuletzt so lieb zu ihr gewesen war. Nicht einmal Horace hätte es so locker weggesteckt, wenn sie mal eben wie ein Tornado durch sein Büro getobt wäre. Bei all den ganzen Andenken und Bildern von wichtigen Persönlichkeiten, die dort herumstanden und –hingen wäre ihm wohl sein wohliges, gemütliches Lächeln vergangen. Doch von Richards Lippen war kein einziges, lautes, bösartiges Wort gekommen. Wären alle Männer so wie er würde sie manch einen Komplex weniger mit sich herumschleppen.
Ihrem Kollegen jegliche Privatsphäre zu rauben und sich ihm vielleicht ein wenig zu verzweifelt wirkend an den Hals zu werfen bereitete ihr wiederum keine Kopfschmerzen, wohl auch, weil ihre Gefühle derzeit die Alleinherrschaft über ihren Körper zu besitzen schienen und gar keine Chance bestand, sich über ‚mein Tanzbereich‘ und ‚dein Tanzbereich‘ Gedanken zu machen. Pomona brauchte ab und an eben einen Knuddler und wenn sie immer nur darauf wartete, dass man ihr freiwillig einen solchen spendete, läge ihre Knuddel-Quote vermutlich um glatte 75% tiefer. Dass sie von sich aus etwas Männliches, Nicht-Tierisches in eine derart innige Umarmung zwang, war indes in den letzten Jahren zu einer kleinen Seltenheit geworden und stellte eine dementsprechend außergewöhnliche Sensation dar.

„Danke, danke, danke, du bist der Beste, Richard!“ kam es dementsprechend hingebungs- wie liebevoll von Professor Tiberius‘ Schulter, während Mona ihn noch einmal an sich drückte, was nun trotz des unbekleideten, feuchten Oberkörpers erstaunlich unkompliziert möglich war – aus ihrer Position heraus war es schließlich auch unmöglich, den Grund ihrer vormaligen Schüchternheit sehen zu können. Es mochte den Eindruck erwecken, dass sie nur wegen der versprochenen Runenübersetzung so glücklich wäre, allerdings hatte sie diese Information wieder nur am Rande registriert. Immer noch strahlend und nach einem kurzen, träumerischen Blinzeln schloss sie die Augen wieder und atmete einmal tief durch, ehe sie ihre Pläne offenbarte, gerade so, wie sie ihr eben in den Sinn kamen.
„Das wird riesig, ich versprech’s, und ich koche selbstverständlich selber, ich bin ja immer dankbar, wenn man mir mal einen Anlass bietet. Das ‚E‘ in ‚Pomona E. Sprout‘ steht nicht umsonst für ‚extravagantes, elitemäßiges, exotisches, existentielles, enormes, etabliertes, extraordinäres Essvergnügen. Gut, ich bin inzwischen womöglich ein klein wenig aus der Übung, wenn man vom Dünger mischen und Katzenfutter zubereiten absieht... aber ich habe ja noch den Abend und die Nacht Zeit zum Üben. Was sind denn deine Lieblingsgerichte? Und welche magst du gar nicht? Sag mir lieber, was du gar nicht magst, bei meinem Glück treff ich ansonsten genau die. Das ist mir schon ein paar Mal ziemlich zielsicher gelungen. Und es soll doch gut werden, ich habe nämlich das Gefühl, du hast so einen Abend genau so nötig wie ich, das macht es irgendwie noch viel toller!“
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BeitragThema: >>Wir suchen immer das, was uns in den Armen liegt.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mi Okt 15, 2008 5:45 pm

Wenn jemand wusste, was ein Lächeln ausmachte, so war es gewiss ein Schauspieler. Dennoch hätte Richard niemals damit gerechnet, dass eine derartig egoistische Regung, denn das war ja ein Lächeln im Grunde doch, so viel Positives bewirken konnte.
Auch war er sich bei allen Gedanken nicht bewusst gewesen, dass Pomona nur darauf wartete, ihm eben ein solches zu entlocken.

Und doch musste er nun im Nachhinein zugeben, dass er ein Idiot gewesen war, eine derartige Mimik für so lange Zeit aus seinem Leben zu verbannen. Es war gewiss nicht so, dass Richard nicht lächelte. Im Gegenteil, er konnte sich nicht dagegen wehren, hin und wieder gegen seinen eigenen Willen über etwas zu lächeln, das ihm in den sinn kam. Ja, es gab einfach Moment für ihn, die so entrückt und fern waren, dass er lächeln musste, ganz gleich was er denn eigentlich gerade tat.
Allerdings gab es dieselben Momente für ihn eben auch in Trauer und Ernsthaftigkeit.

Nichts desto Trotz war Richards Lächeln immer still. Seit dem Tot seiner Tochter hatte er selten je wirklich gelacht, nicht einmal in Erinnerung. Ein herzliches Lächeln schien alles zu sein, was er über die Lippen brachte.

Bei allem, was sie ihm recht machen wollte, widersprach sie ihm nun aber doch in Hinsicht auf Shakespeare. Für jemanden, der die Situation retten wollte keine kluge Taktik, wie er fand. Aber es störte ihn nicht. Er war niemand, der der Überzeugung war, alle Welt müsste seine Meinung teilen, im Gegenteil. Jeder sollte das tun und denken, was er wollte. Er zwang niemandem seinen Willen auf.
Nun aber schmunzelte er erneut und bemerkte: "Dann hätten wir vielleicht doch lieber der Vorlesung beiwohnen sollen, um zu sehen, wer gewinnt."
Es war nur ein Scherz, er meinte das wirklich nicht ernst und konnte nur hoffen, dass sie ihn nicht falsch verstand.

Doch weiter darüber nachdenken konnte er nicht, denn plötzlich wanderten die Pergamente, die bislang sorgfältig von Pomona zerknittert worden waren, zu Boden und im nächsten Moment schon spürte er ihren warmen Körper gegen den seinen, ihre Haare auf seiner Haut und im Allgemeinen ihre doch recht energische Umarmung.
Von dieser erst einmal überrumpelt, stand er einen Moment wie erstarrt da und lauschte ihren Worten, die ihn unweigerlich an die eines kleinen Kindes erinnerten. Auch Emilie hatte oftmals so reagiert, wenn er ihr irgendetwas erlaubt hatte. Aber auch Lilian war ihm des öfteren auf diese Art nahe gekommen.

Für einen kurzen Moment horchte er in sich, suchte da nach Empörung oder Scheu. Nichts dergleichen fand er. Vielleicht deshalb nicht, weil er sie noch als Kind ansah, nicht als erwachsene, nette und gut aussehende Frau. Vielleicht, weil da endlich etwas in ihm war, das die Oberhand gewonnen hatte und sagte: Du bist frei! Du hast ein Recht darauf, frei zu sein!
Was er war, konnte er nicht sagen. Aber er fragte nun auch nicht weiter danach, sondern erwiderte die Umarmung ein wenig zaghaft, indem er zumindest die Hände an ihre Taille legte. Er wollte ihr nun freilich nicht zu nahe treten, auch wenn er selbst kein Problem damit zu haben schien, dass sie ja dasselbe eben getan hatte.

Als sie aber so an seine Schulter gelehnt munter weiterplapperte, waren die Zweifel wohl beseitigt. Nun sprach sie wohl doch irgendwie wie ein Kind, auch wenn Richard selbst nun deutlich die Empfindung hegte, dass er da eine erwachsene Frau im Arm hielt.
Jedenfalls wurde sein Vorschlag sichtlich positiv aufgenommen und er hatte das Gefühl, dass sie beide nun immerhin auf dem richtigen Weg waren.

Wie ein Wasserfall sprudelte es aus Mona heraus. Doch diesmal war es wohl weniger die Schüchternheit, als die Begeisterung und diese ließ er ungestraft plätschern und rauschen.
Sie fragte ihn danach, was er gerne aß und er musste zugeben, das war momentan eine schwierige Frage. Wann hatte er sich auch das letzte Mal darüber Gedanken gemacht? Immerhin gab es hier in Hogwarts immer von allem etwas, sodass er sich nur nehmen musste, wonach ihm gerade der sinn stand und in den Ferien, die er Zuhause verbrachte, kochte er selbst und wusste daher ebenfalls, wonach ihm war.

Das also wurde ein ernstes Problem und erneut musste er schmunzeln. Es war schon eine komische Sache, dass sie hier über alle Höhen und tiefen des Zwischenmenschlichen stolperten und nun blieb er beim Essen hängen.
"Ich ...", begann er. "Hm ... nicht zu viel Gemüse", meinte er leicht scherzend. Mehr konnte er gar nicht sagen, denn es fiel ihm in der Tat nichts Konkretes ein. "Ich denke, du wirst schon das richtige treffen. Immerhin steht dein E. ja für 'Essvergnügen', also wird es wohl genießbar sein, das reicht mir schon."

Unter normalen Umständen hätte ihn der letzte Satz wohl wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Stand es wirklich schon so schlimm um ihn, dass selbst Pomona sich nun Sorgen machte?
Andererseits konnte er dabei nur schmunzeln. In ihrer Schusseligkeit oder ihrem Übermut, ja, das war wohl eher das Wort, Euphorie, hatte sie mal wieder in der Wunde gebohrt. Aber sie hatte ja recht, sollte er darum nun wieder in Trübsinn verfallen?
Zumal ihm das nun einfach schwer fiel. Er konnte sich nicht dagegen wehren, das Gefühl der Nähe eines Menschen, das nun seinen Körper durchströmte, war wie eine Droge, die ihm jeden dunklen Gedanken erhellte, ob er wollte oder nicht.
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Fr Okt 17, 2008 1:25 pm

Jede starke, unabhängige, emanzipierte Feministin hätte Pomona wohl derzeit zur Schande ihres gesamten Geschlechts erklärt, einschließlich ihrer Einweg-Männer verwertenden Mutter, die sich wieder einmal nicht würde erklären können, von wem die Kleine 'das' nun gerade wieder geerbt hatte. Kam sie am Ende doch nach ihrem feigen, rückgratlosen Weichei von einem Vater, der nicht einmal angemessen den Schwanz einziehen konnte, um eine erfolgreiche Flucht hinzulegen? Niemand empfand Stolz auf einen Feigling, der lieber floh, anstatt sich der Realität und seinem Leben zu stellen. Und wenn das Leben es verlangte, mindestens zweimal im Jahr einen stetig jünger werdenden Kerl zu heiraten, nur um ihm drei Monate später zu beweisen, dass man auch glänzend ohne ihn zurecht kam, war man in der heutigen Zeit eben eine Heldin. Eine selbstbewusste Frau, die wusste, was sie wollte und sich genau das nahm, ohne zu bereuen und sich groß Gedanken darüber zu machen. Carpe Diem!
'Carpe Diem' war ein bescheuerter Spruch. So sinnvoll wie ein unvollendetes Kapitel oder eine prächtig wachsende Pflanze, die jedoch niemals eine Blüte hervorbrachte. Er trieb euphorisch an, nur um ins Leere laufen zu lassen. Wie nutzte man diesen verdammten Tag denn sinnvoll? Arbeiten von Früh bis Spät für die Karriere und die Forschung? Alles dafür tun, um Spaß zu haben und von einem Gipfelpunkt zum nächsten zu hetzen? Sich verlieben, heiraten, Kinder bekommen? Alles auf einmal und nichts so richtig? Jemandem helfen, ihn heilen, ihn glücklich machen und dadurch selbst glücklich werden?

Eine wahre Heldin wusste das sicher genau zu sagen, aber Pomona war bekannt, dass sie mitnichten dem Bild einer Heldin entsprach. Sie mochte im Vergleich mit ihrem Bruder in der Welt der Zauberer und Hexen die erfolgreichere sein, aber Benjamin war eindeutig der coolere, der beliebtere. Sicher, ein fünfunddreißigjähriger Barkeeper, der noch im selben Haus wie seine Mutter und seine Großmutter wohnte, mochte auf den ersten Blick ziemlich armselig aussehen - was in Monas Augen auch sehr gut so war und in dieser Kombi bleiben konnte -, aber trotz der Magie, trotz der viel besseren Noten, trotz all ihres Wissens über Kräuterkunde und trotz des Umstandes, dass sie die Familienehre rettete, fühlte sich Pomona ihrem Bruder doch des Öfteren hoffnungslos unterlegen. Als Teenager war er in seiner Muggelschule unglaublich beliebt gewesen, durfte auf keiner Party fehlen und war trotz mittelmäßiger Noten jedermanns Idol gewesen. Sie hingegen hatte sich durch einen zynischen Monsterdiktator von Professor schikanieren lassen, sich auf den Kopf gestellt für ein wenig Anerkennung, gelernt wie eine Besessene, war so hilfsbereit gewesen wie ein gutmütiges Rindvieh und trotzdem nie aus der Rolle der Versagerin herausgekommen. Nicht einmal brauchbare Schokofroschkarten hatte sie bekommen, trotz des schmerzhaft kräftigen Konsums dieser beliebten Süßigkeit. Einhundertdreiundfünfzigmal Alberic Grunnion und nicht ein einziges Mal Cliodne - das war schon mehr als blöder Zufall, das war himmlische Grausamkeit. Es war nicht so, als hätte sie eine unglückliche Hand bei der Auswahl der Packung gehabt, die erste und einzige Schachtel, die sie Benjamin zum Geburtstag geschenkt hatte, trug ein sehr schönes Exemplar dieser begehrten Karte in sich. Es gab ganz gewiss schlimmere Schicksale als eine dämliche Schokofroschkarte, aber irgendwie stand sie als eine Art Symbol für Pomonas Welt. Sie war... unvollständig. Genau so fühlte sie sich. Dieses Gefühl bereiteten ihr jene Menschen in ihrem Leben, deren Meinung ihr wichtig war, von denen sie sich eine Anerkennung wünschte, die sie ausgerechnet von diesen auserwählten Menschen vermutlich nicht erhalten würde. Es lag an ihr, natürlich, sie war nicht gut genug, wusste jedoch ebenso wenig, in welche Richtung sie sich genau weiterentwickeln sollte, um dem Idealbild derer zu entsprechen, denen sie so sehr gefallen wollte.

Aus diesem Grunde suchte sie die Nähe derjenigen, mit denen sie dem angestrebten Ideal ihrer Meinung nach ein Stück näher kommen konnte, allerdings zumeist auf eine Weise, mit der sie ihrem ohnehin recht schwierigen Bemühen selbst im Weg stand. Sie wurde nicht cooler, weil sie sich mit einem gutaussehenden Typen einließ, und sie kaschierte ihre Art auch nicht stärker in Richtung Normalität, indem sie sich mit Leuten umgab, die ebenfalls einen Stapel Neurosen und ähnliche kleine Probleme vor sich herschoben. Sie wirkte nicht reifer und erwachsener, wenn sie Herzen brach und Beziehungen aufgrund mangelnder Liebe und einer Million anderer, furchtbar logischer Gründe beendete.
Ebenso wenig wie ihr Richards Nähe zu größerem Verantwortungsbewusstsein und Erfahrung verhelfen würde, ganz besonders nicht, wenn er sie aufgrund ihres Verhaltens für ein Kleinkind halten musste. Zu viel Emotion, zu viel Bemühen darum, das Richtige zu tun. Aber sie fühlte sich gut, auf eine seltsame Art. Es machte keinen Sinn, es brachte sie nicht weiter, es war nicht das, was ihre Idole gutheißen würden, ganz im Gegenteil. Dennoch vermochte sie die Umarmung nicht zu lösen. Über kurz oder lang würde er sie von sich fortschieben, es war ein Wunder, dass er dies noch nicht getan hatte, aber Mona wollte, musste den Moment auskosten, so lange er eben währte. Sie würde früh genug in diese unwirtliche, einsame Welt dort draußen zurückkehren und sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass diese Welt dank ihrer neusten, impulsiven Aktion nicht unbedingt einfacher würde.

Ja, es wäre sicherlich spannend gewesen, hätten sie der Vorlesung beigewohnt, welche zunächst noch von Mona in aller Eile hätte organisiert werden müssen. Sie hätte ganz schön was springen lassen müssen für einen Rahmen und eine Prominenz, die Richards hohen Ansprüchen gerecht geworden wäre. Es hätte den Beigeschmack eines 'Wildern in seinem Revier' besessen und der Erfolg läge genau deswegen nicht gerade auf der Hand. 'Da Rich, schau mal, ich hab ein Nashorn geschossen!' - 'Nein Kleines, das nennt man in Kreisen mit Ahnung einen Zitronenfalter und ich nehme sicherlich nicht die schwere Bürde auf mich, mit dir übermäßig Zeit zu verbringen, um einen Zitronenfalter zu sehen.' Unschön.
Trotzdem, für ihren Kollegen hätte sie sogar einen Teil ihrer bestgehüteten Konten geplündert. Ein wenig. Hätte er ihre Idee für gut befunden und hätte es ihm einen schönen Abend beschert, dann hätte sie ihren astronomischen Vorschlag in die Tat umgesetzt. Umso besser, wenn er ihr von vornherein keinen Durchblick zutraute und den Vorschlag doof fand, dann war ihr Risiko, kräftig danebenzulangen, deutlich gesenkt.
Aber er begann, richtig amüsante Scherze zu machen und das war doch schon mal was. Darauf konnte jemand wie Pomona mühelos aufbauen, zudem half es ihr nicht unerheblich, sich zu entspannen, wenngleich sie seit der kniggeuntauglichen Umarmung für die ungewohnte Situation erstaunlich gelassen geworden war. Zufrieden wie eine Katze auf einem weichen Daunenkissen vor einem Kachelofen kuschelte sie sich noch ein wenig anschmiegsamer an Richard und lachte leise, während ihre Fingerspitzen leicht auf die Haut seines Nackens tippten, als klopften sie Blütenstaub aus einer üppigen Blüte.
"Ich bitte dich, glaubst du allen Ernstes, dass ICH Gemüse koche? Das wäre in etwa so, als würdest du Buchstabensuppe essen." Kleine Nudeln in der Form von alten Runen, das wäre es doch. Er könnte Beleidigungen zwischen Schnittlauch und Möhrchen zusammenbasteln, die keiner außer ihm verstünde. Die Suppe wäre damit intelligenter als Mona selbst. Diese Überlegung war ihr schon einmal gekommen, als sie Kalbshirn auf einer Speisekarte entdeckt und rasch weitergeblättert hatte.

Immer noch gedämpft kichernd, dies aber nach Möglichkeit und recht erfolglos verbergend senkte sie den Kopf ein wenig tiefer, so dass nun ihre Stirn an seiner Schulter anlag und sie die ungewohnte Wärme seiner Haut noch etwas intensiver wahrnehmen konnte. Ja, in dieser Position vermochte sie sich außergewöhnlich gut von der Außenwelt abzuschotten, wenngleich ihr dies auch ansonsten schon gefährlich gut gelang. Obwohl eine kleine Stimme in ihr kühl wisperte, dass diese angenehme, wohlige Atmosphäre überaus schnell vorbei sein könnte, ganz einfach weil sie Richards Hintergründe und Gefühlswelt zu wenig kannte und er dem ‚Spuk‘ – dem überaus schönen, sehr anziehenden Spuk – sehr abrupt ein Ende bereiten könnte, sobald ihm irgendwas Kritisches durch den Kopf schoß oder seinen Blick traf. Oder ein Schüler klopfte plötzlich an die Bürotür. Nein, Mona rechnete eher mit einem harten Abbruch von seiner Seite aus, beinahe hörte sie das reumütig, aber fest gezischte ‚Tut mir leid, ich kann das einfach nicht‘ schon an ihrem Ohr, während man sie hastig auf Abstand wegschob. Und obwohl auch sie auf diverse schlechte Erfahrungen zurückgreifen konnte, so ging diese Abwehrhaltung doch eigentlich nie von ihr aus. Worin womöglich auch die meisten schlechten Erfahrungen begründet lagen.

Egal, sie sollte gar nicht über solchen unsinnigen Kram nachdenken, schließlich galt es ein Menü vorzubereiten, für das ihr nicht mehr allzu viel Zeit der Vorbereitungen blieb. Ganz davon zu schweigen, dass es da auch noch die Kleinigkeit namens Unterricht gab. Aber sie hatte ewig nicht mehr so aufwendig kochen können, in einem solchen Umfang, wie sie es sich gerade bunt und prachtvoll ausmalte. Richard sollte diesen Abend genießen, in vollen Zügen, und wenn sie es richtig anstellte, würde er seine ihr unbekannten Sorgen und Probleme vielleicht für einige Stunden ganz und gar vergessen können. Ein Gedanke, der sie tief und genüsslich durchatmen ließ, genüßlich wohl auch aufgrund des Duftes seiner Duschseife.
„Das wird so ein schöner Abend, wie du ihn seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt hast. Hoffe ich, ich kann das ja nicht so ganz beurteilen. Aber ich versuche es zumindest, ihn dazu werden zu lassen. Kannst du reiten, Richard?“
Im letzten Moment hielt Mona ihre tastenden Fingerspitzen davon ab, über die warme, lebendige Unterfläche zu streichen, auf der sie auflagen, stattdessen fiel dahingehend zurück, in ungleichmäßigem Rhythmus seine Haut nur hauchzart anzustupsen.
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BeitragThema: >>Das Glück dieser Erde liegt in den Armen einer Frau.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Fr Okt 17, 2008 4:25 pm

Vermutlich hätte Richard in jeder anderen Situation, in jedem anderen Leben auch anders reagiert. Immerhin, man mochte sich diese Szene einmal ausmalen, nur Spaßeshalber:
Er stand hier, Professor für alte Runen, Mitte Vierzig, geschieden und alles andere als glücklich darüber, eher zu Depressionen neigend und für gewöhnlich ein ausgesprochen zurückgezogener Mensch, mit nacktem Oberkörper mitten in seinem Büro, das vor Chaos strotzte und hielt eine gut zehn Jahre jüngere, nette und nicht unbedingt schlecht aussehende Kollegin in den Armen, die an seine Schulter kicherte und von einem Abendessen schwärmte. Man stelle sich dies einfach nur mal vor.

Auch Richard streifte diese Vorstellung für einen langen Moment. Allerdings empfand er sie anders, als vermutlich viele Außenstehende. Zum einen war das für ihn eine Situation, die nicht allzu viel Empörung in seinem Denken hervor rief. Er war nie jemand gewesen, der aktiv auf Frauenjagd gegangen war und hatte ja auch recht früh seine künftige Ehefrau kennen gelernt. hinzu kam, dass er durch seinen Beruf am Theater bedingt so viele Frauen ohne ernsthaften Hintergrund geküsst hatte, dass ein Psychologe einem normalen Menschen eindeutig eine Manie zugeschrieben hätte.
Zum Anderen aber tat sich etwas in seinem Wesen, das ihn selbst irritierte. Es war einfach die Tatsache, dass er dieser doch an sich recht fremden Person derart aufgeschlossen entgegen trat.

Das war freilich nicht von jetzt auf gleich geschehen. Aber Mona schien sich um seine Mauern und Fassaden, die er sorgfältig in sieben Jahren gezogen hatte, nicht zu kümmern. Bei vielen mochte das sicherlich nach hinten los gehen. Für Richard aber, dessen besagte Mauern eigentlich nur aus Pappe gewesen waren, dessen Barrieren wohl nur darauf gewartet hatten, eingerissen zu werden, war das wie eine Entwaffnung auf Wunsch. Vielleicht das, was er brauchte, um endgültig wieder aus dem Sumpf zu kommen, der seine Gefühle für lange Zeit beherrscht hatte.

Er sah hier also nichts weiter Bedenkliches, etwas durchaus Erstaunliches und auf seine Weise auch Komisches. Doch nichts, das er bislang in Frage zu stellen gehabt hätte und obwohl er nicht leugnen konnte, dass er die Nähe und Umarmung durchaus genoss, war da doch nichts, das im Entferntesten an Liebe erinnerte.
Nein, ein ähnliches Gefühl, das für ihn, da er es kaum je erfahren hatte in den letzten Jahren, eine nahezu berauschende Wirkung hatte; Freude.

Auf Monas Bemerkung hin konnte er nicht anders als leise zu lachen. Es war ein komischer Vergleich, aber passend. Lange werte der Scherz dennoch nicht, denn schon plapperte sie munter weiter.
Es war einfach bizarr zu sehen, dass so ein schlichter Vorschlag eine derartige Freude auslösen konnte. Und doch, auch Richard hatte diese schlichte Begeisterung einst besessen. Ihm war sie quasi angeboren und im Laufe der Zeit, als die Freude mit einem Schlag für ihn aus der Welt verbannt geworden zu sein schien, blieb zumindest die Bescheidenheit. Nein, er war jemand, der sich schon immer hatte an simplen Dingen erfreuen können. Und Lilian ebenso. Dafür hatte er sie so geliebt, für die kleinen Dinge, die sein Leben so wundervoll gemacht hatten.

Plötzlich aber wurde er doch aus den Gedanken gerissen und sah sie irritiert an, jedenfalls fiel sein Blick auf ihre roten Haare, konnte er doch sonst kaum mehr von Pomona sehen.
"Reiten?", fragte er irritiert. Nun, freilich war er schon geritten. Im Rahmen der Freilichtspiele, die jeden Sommer zu Shakespeares Jahrestag gehalten wurden, waren Pferde so üblich wie gewaltige Kanonen und pompöse Kulissen. Davon abgesehen entstammte er eben einer Familie, die vor dem Krieg Bauern und nach dem Krieg Landwirte gewesen waren. Von englischem Stilreiten konnte man also weniger sprechen, als von der Beherrschung eines Pferdes.
Nichts desto trotz war diese Frage doch ziemlich bizarr und vielleicht lag es auch an der heiteren Stimmung, dass sie noch ein wenig komischer in dieser Haltung wirkte.

"Willst du denn ein Pferd kochen?", fragte er amüsiert. Sein Blick fiel unwillkürlich auf das Fenster. Der Nebel hatte sich allmählich gelichtet, die sonne ging inzwischen auf.
"Ja, ich kann reiten, nehme ich mal an. Auch wenn es lange her ist", antwortete er schließlich noch auf ihre Frage hin.
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Di Okt 21, 2008 8:26 am

Die Unterbrechung durch ein liebloses, sadistisches Schicksal ließ erstaunlich lange auf sich warten. Kein bemannter Besen kam durch die Fensterscheibe gebrochen, kein Riese auf dem Schulgelände rief alle verfügbaren Lehrkräfte zur Abwehr zusammen und kein Rudel Todesser hielt eine Spontandemo im Gang vor Richards Büro ab. Abgesehen von dem ungeschickten Beginn dieses Treffens liefen die Dinge überaus glatt. Geradezu verdächtig glatt. Nicht, dass Mona inzwischen aufgrund chronischer Einsamkeit und aufgetürmten Pessimismus' inzwischen nicht mehr daran glaubte, ausnahmsweise auch einmal ein Quentchen Glück aus ihrer Existenz zu pressen und wie besessen nach einem Haken in der Harmonie tauchte. Warum sollte sie nicht auch einmal einen gutaussehenden, charmanten (wenn auch etwas morbide), halbnackten Zauberer umarmen, ohne, dass dies gleich eine Katastrophe im Weltgefüge nach sich zog? Und überhaupt, eigentlich sollte Frauen wie ihr die verfluchte Welt zu Füßen liegen! Sie sah gut, nein, ausgesprochen gut aus wenn sie nicht gerade aus einem Erdloch kroch oder von der Mehltaujagd kam, sie war recht wohlhabend, sie hatte einen Super-Job und irgendwie musste sie auch etwas im Kopf haben, schließlich war sie Professorin und Hauslehrerin in Hogwarts! Sie galt unter Männer mit Sicherheit als guter Fang. Auf einer Skala hätte sie mindestens eine sieben Komma fünf, nein, eine ACHT verdient! Der ein oder andere kleine psychische Fehler, herrje, wer hatte das nicht?
Richard hier, dessen Nacken sie gerade kraulte als wäre er ein preisgekrönter Gordon Setter, war ganz sicher auch nicht perfekt. Selbst unter der Annahme, dass er kein Werwolf wäre. Aber gerade das machte ihn doch auch irgendwie... interessant. Mona hoffte eine kurze Schrecksekunde lang, dass sie nicht anfing, auf Männer mit kaputter Psyche zu stehen, die 'Bad Boy'-Phase und die 'Mitleid'-Phase waren schon schlimm und prägend genug gewesen. Ganz davon zu schweigen, dass eine Beziehung auch zu viele Neurosen haben konnte, wenn beide Seiten ihre jeweiligen in eine Waagschale warfen, und sich daraus ein Berg von den Ausmaßen des Kilimansch.... Kilimanjar... des Fujiyama ergab. Nein, ganz schlechte Idee. Außerdem war es selbst ihr mehr als offensichtlich erschienen, dass ihr Kollege noch seiner Ex-Frau hinterhertrauerte. Dazu konnte man selbstredend denken was man wollte, solange einen nicht der Instinkt des 'Retten-wollens' übermannte und man sich selbst an dem Bemühen zerrieb, dem innerlich zerrütteten Mann das Leben wieder schmackhaft zu machen abseits der schwarz-weißen Trostlosigkeit, in welcher er seit Jahren dümpelte.

Also, was wollte sie überhaupt mit Richard? War sie inzwischen nicht ein wenig zu alt für solche Verzweiflungsdates, bei denen sie von Anfang an wusste, dass es garantiert nicht so enden würde, wie sie es sich wünschte {zugegeben, ihre Wünsche waren selten perfekt erfüllbar, obgleich sie auf den ersten Blick sehr simpel aussahen}? Mit zweiunddreißig sollte man wirklich ein wenig mehr vom Leben verlangen, ganz besonders in ihrer Stellung als Vorbild auf Hogwarts. Sollten alle kleinen Huffys einmal so enden wie sie? Denn ja, sie war verzweifelt und doppel-ja, sie hatte es nötig. Dieser Einsamer Loser-Status, der ihr irgendwie auf die Stirn tätowiert zu sein schien, durfte ihretwegen gerne einmal von wem anderes übernommen werden. Natürlich kannte sie so doofe Sprüche wie 'Was man sich am meisten wünscht, verliert man am Schnellsten' und wahrscheinlich steckte da auch irgendwie ein Fünkchen Wahrheit drin, aber seitdem sie ihrer Ex ziemlich grausam das Herz gebrochen hatte wollte irgendwie nichts mehr so recht auf romantischer Ebene in ihrem Leben funktionieren. Am Ende hatte diese kleine Hexe sie doch verflucht. Allerdings hatte Miss Sprout gehofft, dass nach dem letzten Weihnachten und den wilden Züngeleien ihrer Ex mit ihrem Bruder eine Art 'Quitt-sein' zwischen ihnen herrschte, denn hätte jede spitze Bemerkung in Pomonas Richtung eine echte Nadel erschaffen, würde sie Halloween als Igel verkleidet gehen können. Andererseits, wenn man sich auf Benjamin Sprout einließ, hatte man doch den Aufschlag auf den Boden des Niveaus schon lange hinter sich gelassen und befand sich im ungebremsten freien Fall gen Erdmittelpunkt...

Wie dem auch war, Richard hatte sich über ihren schlechten Buchstabensuppewitz ziemlich anscheinend amüsiert, was bewies, dass er sie mochte. Gut, wie hätte er nicht lachen können, eigentlich war der Witz ziemlich außerordentlich gewesen. Trotzdem hatte seine Reaktion etwas irgendwie Faszinierendes besessen, denn wann hatte sie diesen Professor zuvor einmal lachen sehen? Oder besser lachen hören, da ihre Augen nach wie vor geschlossen waren und sie viel zu sehr damit beschäftigt war, den umarmenden Kontakt mit einem anderen menschlichen Wesen zu genießen.
Ihre Nachfrage bezüglich des Reitens irritierte ihn wiederum hörbar, allerdings konnte man ihm aufgrund dieser Reaktion wohl kaum einen Vorwurf machen. Monas Gedankenwelt hatte sich erneut deutlich schneller gedreht als das reale Universum, zudem zauberte ihre Vorstellungskraft gerade Fantasien, die einem realen Blick keine Sekunde lang standgehalten hätten. Auch für Hexen gab es Grenzen, besonders zeitliche, von den Witterungsverhältnissen in Schottland ganz zu schweigen. Darüber hinaus kannte sie von Shakespeare vielleicht drei, vier Stücke ein klein wenig besser, weil es sie einmal im Comicformat gegeben hatte, Richard hätte sie von seinem Standpunkt aus mit leichtem Gewissen als nichtswissender Holzklotz beschimpfen dürfen, ohne dass ein Widerspruch ihrerseits angebracht gewesen wäre. Mit Poe als Fackelträger wären ihre Pläne wesentlich leichter umzusetzen gewesen, auch wenn ihre Ansprüche an sich selbst mit jeder Sekunde höher kletterten. Nicht zuletzt weil sie keine Ahnung hatte, wo hier in der Nähe Pferde standen, die man sich einmal für einen Abend 'ausleihen' konnte. Thestrale, ja, Zentauren, auch, vielleicht sogar ein Einhorn, aber Pferde? Wo existierte in Hogwarts etwas so Ordinäres wie Pferde?
Egal, darum konnte sie sich Gedanken machen, wenn es so weit war. Darum und um den Umstand, dass sie von der Reiterei nicht die geringste Ahnung hatte. Ein Boot oder auch eine Kutsche wären besser gewesen, aber schließlich sollte es ihm gefallen und nicht ihr. Und ohne erkennbaren Grund erschien es ihr passend, ihn auf einem Pferd zu sehen.

"Nein, ich koche kein Pferd. Wenn du mal einen Huf in meinem Kochtopf gesehen hast, dann kam der von dem Minotauren, den ich mir ab und an gönne. Schwierig zu fangen, aber ich habe noch niemals ein zarteres Steak probiert." Mona versuchte, so ernst wie möglich zu bleiben und malträtierte dementsprechend ihre Unterlippe mit den Schneidezähnen. Vermutlich hätte man sie für diese Äußerung an anderer Stelle ohne viel Federlesen aufgeknüpft und dabei mochte sie diese starken Geschöpfe sogar überaus gerne. Vielleicht war ihr nur auf die Schnelle kein anderer, passender Vergleich in den Sinn gekommen und so musste eben das herhalten, was ihr gefiel.
"Naja, es ist aber schön zu hören, dass du annimmst, noch reiten zu können. Ich finde nur, ein Pferd passt irgendwie besser zu deiner... Mentalität. Shakespeare mochte bestimmt Pferde, und da du den so toll findest, musst du jetzt sehen, was du davon hast. Ich als Poe-Fan fahre dann natürlich in einer edlen schwarzen Kutsche!"
Kurz hob Mona grinsend den Kopf, um Richard zur allgemeinen Verdeutlichung seines selbstauflerlegten Schicksals kurz die Zunge herauszustrecken, und legte den Kopf dann wieder auf den angenehm warmen Untergrund. Vielleicht war es auch besser, dass er auf diese Art das freche Grinsen auf ihren Zügen nicht sehen konnte, nur den 'schwach' neckend-provozierenden Unterton ihrer Stimme hätte er wohl selbst stocktaub noch nicht überhören können.
"Aber mach dir mal keine Sorgen, ich werde einen möglichst alten, müden Gaul besorgen, der niemals mit dir durchgehen kann, weil zwei Schritte im Galopp ihm vermutlich einen Herzinfarkt bescheren würden. Und ich lasse Poppy sich selbstverständlich bereithalten, für den Fall, dass dein 'ich nehme mal an' doch ein wenig zu übermütig optimistisch war. Eine Nacht mit dem guten alten unvergesslichen Skele-Wachs und alle Brüche sind im Nu geheilt. Du brauchst dir also gar keine Sorgen machen, ich bin äußerst auf dein körperliches Wohl bedacht."
Spielerisch zankend bohrte sich einer von Pomonas Zeigefinger zwischen zwei von Richards Rippen zum Zeichen ihrer ach so vorausschauenden Behutsamkeit seiner Gesundheit gegenüber. Natürlich würde dieser Abend durch eine folgende schmerzhafte Krankengeschichte auch unvergesslich werden, auf eine zweifelhafte Art und Weise. Allerdings blieb wohl zu hoffen, dass Miss Kräuterkunde nur wie so oft zu Scherzen aufgelegt war und nur austestete, wo bei ihrem Kollegen die Amüsierungsgrenze lag.
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BeitragThema: >>Mit den Gedanken ist es wie mit einem Blatt im Herbst. Wenn ein frischer Wind aufkommt, werden sie schneller weggetragen, als uns lieb sein kann.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Di Okt 21, 2008 3:36 pm

Was in diesen Moment in Richard vorging, war der Situation wohl mehr als entrückt. Ja, in Gedanken war er tatsächlich nicht wirklich mehr bei der Sache. Zum einen, weil er sich einfach maßlos wunderte. Vor allem über sich und seine Reaktion.
Es war nicht dieses epiphane Erlebnis, das man zu haben pflegt, wenn man zum Beispiel krampfthaft versucht, etwas zu verstehen. Stattdessen war es kein Gefühl, da war nichts, das hinzugekommen wäre oder fehlte. Jedenfalls war es nicht klar. Und trotzdem war es komplett anders.

Dass er sich selbst etwas gestattete, von jetzt auf gleich, das er sieben Jahre lang gescheut hatte, niemals für möglich befunden hätte, erschien ihm so absurd, das er sich wunderte.
Und das wohl erstaunlichste war, dass nichts weiter vorgefallen war. Vielleicht lag darin die Realitätsferne. Immerhin hatte Pomona sein Büro demoliert, schwärmte wie ein Teenie von seinem ersten Date und lag ihm buchstäblich in den Armen. Aber nichts von alledem konnte er als Grund angeben.
So selbstverständlich und langsam man eben durch eine Tür geht, ohne darauf zu achten, so war es ihm wohl ergangen. das Gespräch hatte sich mit einer Selbstverständlichkeit hingezogen und er hatte eben geantwortet, wie jemand, der dies immer schon so getan hätte.

Und dennoch stellte sich in seinem Kopf die Kontrollfrage: Was ist mit Lilian?
Er hatte sie nicht vergessen und selbst als er sorgfältig seine Gefühle prüfte, schien sich nichts an ihnen verändert zu haben. Nein, er fühlte nicht anders, er dachte anders.
Das war wohl, was ihn irritierte. Der seichte Übergang in eine vollkommen andere Gedankenwelt. Und doch wusste er, dass es nicht viel helfen sollte, weiter darüber nachzudenken.
Also konzentrierte er sich wieder auf diejenige, die nun buchstäblich nach seiner Aufmerksamkeit griff.

Neben allerlei Unfug schien sie also wirklich davon auszugehen, dass er reiten können musste für diesen Abend. War das nur wieder ein Scherz, der in diesem Moment über sein Verständnis herausging?
Denn wieso um alles in der Welt wollte sie denn nun reiten? Oder viel mehr, wollte dass er ritt? Davon mal abgesehen, wo wollte sie denn hier Pferde auftreiben?
Anders als Pomona war Richard jemand, der genau auf Dinge solcher Art achtete, die irgendwie unwesentlich schienen. Sie setzten sich in seinem Kopf fest, was nicht immer vorteilhaft oder sinnvoll war. Und zu diesen Dingen gehörte auch die sofortige Assoziation mit allen Huftieren Hogwarts', unter denen sich allerdings kein Pferd befand.

Leicht irritiert sah er zu ihr. Spontan fiel ihm zu Pomonas Bemerkung mit der Kutsche und Poe, den er durchaus kannte, auch nur ein Leichenwagen ein. Aber er ersparte sich diesen wohl eher bösartigen Witz, wie auch immer er ihn ausgesprochen hätte und meinte stattdessen: "Du solltest es vielleicht nicht übertreiben. Immerhin müsstest du sowohl Pferd als auch Kutsche erst auftreiben."
Es war eher im Scherz gesagt, klang allerdings ernster und er meinte es auch durchaus nicht nur witzig.

Dass diese Haltung aber, wenn schon nicht für ihn, dann doch für Pomona eine tiefere Bedeutung haben konnte und er ihr in dieser Hinsicht gar falsche Hoffnungen machte, darauf kam er im Moment weniger.
Man muss wohl erwähnen, dass Richard mit der Situation auf eine gewisse Weise maßlos überfordert war. Zum einen hatte soeben ein maßgeblicher Umschwung seines Gedankengutes, ja seiner ganzen Weltanschauung statt gefunden und er hatte keine Ahnung, wie weit sich dies erstrecken mochte. Zum anderen verwirrte diese Frau und vor allem ihr Gerede ihn immer wieder aufs Neue. Es lag vielleicht weniger an ihr, als daran, dass er gedanklich nicht ganz bei der Sache war.

Jedenfalls aber protestierte er bisweilen noch nicht gegen diese allzu intime Haltung, auch darum, weil er diese Tatsache momentan unbeabsichtigt in dne Hintergrund hatte rücken lassen.
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Di Nov 04, 2008 2:10 pm

Gab es Minotaurus-Steak eigentlich tatsächlich irgendwo zu kaufen? Vielleicht nicht gerade in England, dafür fand sich diese labyrinthliebende Spezies doch zu selten auf der britischen Insel, aber vielleicht in Griechenland, ihrer Heimat? Die Lieblingsspeise griechischer Zauberer; Minotaurus-T-Bone-Steak mit Schafskäse und Oliven. Yum, yum. Zu Pomonas Entlastung musste man bezüglich dieser Gedanken erwähnen, dass sie noch kein Frühstück genossen hatte und schon immer was das Essen anbelangte zum oberen Teil der Nahrungskette tendierte, einfach weil sie es eher verschmerzen konnte, ein Schweinchen, dem sie eben noch in die dunklen Knopfäugelchen geschaut hatte, im nächsten Moment zu verschlingen, als etwas Pflanzliches zu zerkauen, das sie womöglich auch noch selbst herangezüchtet und liebevoll aufgezogen hatte. Insofern stand sie allen Vegetariern und Veganern, die den Fehler machten, sich großartig hervorhebend und in ihrer Anwesenheit zu ihrem Lebensstil zu bekennen, nicht wirklich aufgeschlossen gegenüber. Wie konnte man etwas vom Wohl der Tiere jammern und sich dabei auf Pflanzliches stürzen, als gäbe es nichts anderes auf diesem Planeten, das man durch seine Innereien wandern lassen konnte? Mona wäre wahrscheinlich eher zum Kannibalen mutiert, als ihren Speiseplan ausschließlich auf ihre geliebten Pflanzen auszurichten.
Vielleicht ein bedenkliches Geständnis, doch da ihr Mentor, der gleichzeitig ihr schlimmster Albtraum sein konnte, bisweilen seinen Züchtungen mehr Zuneigung entgegenbrachte als jedem Menschen, konnte man wohl guten Gewissens noch von einer Art Erbe sprechen, das sich hoffentlich nicht noch stärker durchsetzen würde. Wenngleich Mona sich in schwachen, melancholischen Momenten durchaus als alte, einsame, nur noch von Pflanzen umgebene alte Schachtel sah, die es niemals zu einem Ehering geschafft hatte und eine massiv bittere, zynische Ader entwickelt hatte, so bestand doch noch Hoffnung für sie. Diese Hoffnung würde freilich deutlich größer wirken wenn es ihr beispielsweise gelang, endlich diese Umarmung zu lösen, bei der sie arg den Anschein einer Beinahe-Ertrinkerin erweckte, aber man musste sich einige Fortschritte selbstverständlich auch noch für die kommenden Tage und Monate aufheben.

Während Pomonas Körperhaltung also verzweifelt-weinerlich 'Brauch mich, brauch mich!' zu jammern schien, wanderte ihr Geist von schmackhaften Minotaurus-Steaks wieder ein wenig zurück in die echte, reale Gegenwart. Oder wenigstens in deren Nähe. Schließlich wusste sie nicht genau oder auch nur ansatzweise zu sagen, was losgetreten von ihren teilweise komplizierten Worten gerade durch Richards Kopf ging oder ob er sie nicht gerade für komplett gestört hielt und nur die Furcht, etwas in ihr vollends zum Einsturz zu bringen, ihn davon abhielt, sie nach hinten gegen den Schreibtisch zu stoßen und zu hoffen, dass sie sich dabei etwas brach, das sie für seine Verfolgung dringend benötigte. Aber so eine schwarze Kutsche wäre schon ziemlich große Klasse. Vor allem wäre die Gefahr eines Unfalls damit wesentlich geringer als wenn sie sich tatsächlich auf etwas so Kniffliges wie ein Pferd wagte. Neinnein, man musste Unfälle nun wahrlich nicht bewusst provozieren. Auch das Öffnen von Türen würde sie fortan vollkommen anders angehen.
Vielleicht würde sie ein paar Schüler als nützliches wie stummes Personal abkommandieren können, schließlich käme es nicht so gut, wenn sie ihre eigene Kutsche auch noch lenken müsste. Gut, das Ganze nahm langsam cinderellaartige Züge an, obwohl sie nie verstanden hatte, weshalb die Muggel ihre Prinzessinnen in Kürbissen fahren ließen, aber herrje, sie war eben auch ein wenig romantisch. Und wenn sich eine seltene Gelegenheit menschlicher Nähe gerade anbot, musste man auch zügig alles dort hineinwerfen, was man sich in seinem einsamen Singledasein so über die Jahre ausgemalt hatte. Natürlich konnte man das aktuelle menschliche Ziel damit restlos überfordern, doch dies war Mona in solchen Augenblicken ohnehin meist einerlei. Ihre Traumwelten gehörten ihr und wenn hier und da etwas davon nach draußen tropfte.... nunja, ihr blieb immer noch ihr Schmusekissen Gregory.

"Aaaach, zerbrich dir mal nicht meinen Kopf, tu einfach so, als wäre ich eine erfahrene, gute Hexe", lautete dann auch die fröhliche Antwort auf seinen niedlichen Einwand. Viel wichtiger erschien ihr gerade die offensichtliche Tatsache, dass er nicht kitzlig zu sein schien, denn auf ihren Finger zwischen seinen Rippen war keine Reaktion erfolgt. Vermutlich war er irgendwie schon zu reif und erfahren für etwas so Banales wie Kitzligkeit. Kurz überkam die Professorin der Impuls, es gleich noch einmal zu versuchen und diesmal ordentlich mehr Druck auszuüben, doch sie fing sich im letzten Augenblick wieder indem sie sich die Information ihres Alters ins Gedächtnis rief. Ein eigenes Grauen für sich, dem sie aber augenblicklich nicht weiter nachgeben wollte. Stattdessen kuschelte sie sich genüsslich noch etwas inniger an den offensichtlich aufgrund irgendeiner unwichtigen Ursache gerade gelähmten männlichen Körper und versuchte, menschliche Nähe für die nächste Durststrecke abzuspeichern.
"Mir bleibt ja auch noch etwas Zeit. Natürlich muss ich mich auch um meine Pflanzen kümmern, aber da das Schuljahr wieder angefangen hat, lässt sich bestimmt der eine oder andere schwache Schüler aus der Herde absondern, der mir einige Arbeiten abnehmen kann."
Ohja, diese Rolle kannte sie aus ihrer eigenen Schulzeit nur zu gut.

"Es ist schon so lange her, dass ich mir richtig Mühe für jemand anderen gegeben habe und deswegen soll es besonders schön werden, also... hab kein schlechtes Gewissen oder so, ich mache das durchaus auch für mich."
Vermutlich befand sich Richard meilenweit von einem schlechten Gewissen entfernt, ähnlich weit wie Mona von einer ganz und gar selbstlosen Tat, aber trotzdem sollte dieser Punkt einmal vorbeugend erwähnt werden. Ähnlich wie das Gefühl, dass die Feuchtigkeit vom nackten Oberkörper ihres Kollegen sich so langsam in zweifelhafter Annehmlichkeit durch den Stoff ihres Kleides zu arbeiten schien, von seinen nassen Haaren ganz zu schweigen, und sie unter Umständen nach Lösung der Umarmung aussah, als hätte sie eine Wasserbombe umarmt, aber letztendlich war alles reine Ansichtssache. War vielleicht ein recht gutes Zeichen wenn sie begann, den Männern die Feuchtigkeit zu entziehen. Weia, sie steuerte scheinbar auf einen völlig neuen Tiefpunkt zu.
"Wenns ganz furchtbar wird, kannst du den Abend auch jederzeit abbrechen. Ich verspreche dir, bei meiner fürchterlichen Rache nach deinem Verschwinden auf Zauber zu verzichten und mich auf Strafen zu beschränken wie Zahncreme unter deiner Türklinke." Na, wenn ihn das nicht beruhigen würde. In Wahrheit war sie nicht eben als Rachegeist verschrien, mehr als 'Die Wunden lecken und Eiscreme bis zur Besinnungslosigkeit futtern'-Typ, doch so gut kannte Richard sie wahrscheinlich auch noch nicht.
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BeitragThema: >>Ein Lachen steckt an, auch wenn unsere Abwehr noch so gut ist.<<   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Di Nov 04, 2008 4:21 pm

Hätte Richard gewusst, was ihm an diesem Tag körperlich und seelisch noch alles bevorzustehen hatte, so hätte er vermutlich darauf bestanden, diese Umarmung besser gar nicht mehr zu lösen. Denn, und das konnte er jetzt nicht wissen, was gerade in ihm vorging, war harmlos. Ja, in der Tat war die Erkenntnis, dass er aus irgendeinem unbestimmten Grund gerade Prinzipien, Vorsätze, Grundmaßnahmen, Annahmen, Ideale, Phobien und alles, was sich anscheinend sonst so fest in seinem Gemüt eingenistet hatten, einfach so über den Haufen warf, oder diese viel mehr von selbst umfielen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber das wusste er ja schließlich noch nicht.

Dahingehend wunderte er sich also still über Pomonas Anhänglichkeit, empfand sie aber mehr als eine Haltung kindlicher Bedürfnisse und, von seinem Standpunkt aus betrachtet, immerhin nicht unbedingt als unangenehm. Er musste sich gestehen, dass er tatsächlich besser darauf verzichten sollte, diese Haltung beizubehalten, es aber wirklich nicht tat.
In erster Linie deshalb, weil er Pomonas gute Laune nicht verderben wollte. Ja, in der Tat fühlte es sich ausgesprochen gut an, ihr eine Freude zu machen.

Dieses Grundbedürfnis, anderen eine Freude zu bereiten, war tief in Richards Gemüt verankert und bestimmte dort maßgeblich seine äußere Laune. Ja, man konnte ihm wirklich ein Schmunzeln abringen, wenn man ihm nur deutlich zu verstehen gab, dass er nützlich war, dass er gebraucht wurde.
Sieben Jahre lang hatte er sich einzig an dieses gute Gefühl geklammert, anderen helfen zu können, ihnen irgendwie eine Freude zu machen. Dabei war er nicht aufdringlich, aber doch sehr geschickt und nicht sparsam. Dass es nun nur umso einfacher schien, führte dazu, dass er sich vorerst noch damit zurückhielt, die Umarmung aufzulösen.

Pomonas Berührungen auf seinem Körper dagegen waren für ihn viel mehr eine Gesamtheit, sodass er kaum wirklich mitbekam, wo genau ihre Finger gerade waren. Dementsprechend verspürte er auch ein kitzeln. Er bemerkte einfach gar nicht, dass er sonst zusammenzucken hätte müssen.
Allerdings war er in der Tat nicht allzu kitzelig. Es brauchte die nötige Situation. War er zum Beispiel heiter und lachte, so war es nicht schwer, ihn zu kitzeln, ja dann gab es viele Stellen an seinem Körper.
Doch in dieser eher nachdenklichen Grundhaltung war es nicht weiter verwunderlich, dass es ihr nicht gelang, ihn zu kitzeln.
Ebenso wenig allerdings dachte er daran, dass er noch halb nass war und nebenbei auch Pomona von ihm eine gehörige Portion Wasser abbekam.

Ihre Äußerung darüber, dass sie wohl einige Schüler für die Arbeit abstempeln würde, nahm Richard als eher humorvolle Andeutung. Er war sicherlich niemand, der glaubte, man müsste die armen Schülerlein nur mit Samthandschuhen anfassen, bei Merlin, nein!
Aber er fand dennoch, dass man die Strafen nach dem Vergehen suchen sollte, nicht das Vergehen um der Strafe Willen. Allerdings war das im Fach Kräuterkunde etwas anders, immerhin gab es hier nützliche Arbeit. Richard dagegen hatte die Auswahl zwischen unnützem Herumsitzen, das sowohl dem Schüler als auch ihm nur Verdruss brachte, oder eben einer Zusatzaufgabe, die vielleicht einen pädagogischen Effekt ausüben, allerdings zur Folge haben würde, dass er nicht kontrollieren konnte, auf welche Art und wann besagter Schüler sie verrichtet hatte.
Daher gab es bei ihm in der Regel kaum Fälle, die Nachsitzen zur Folge hatten, einfach weil er es sinnlos fand.

Jedenfalls freute sich Pomona auf den Abend wie ein kleines Kind auf Weihnachten, so hatte er den Eindruck. Im Grunde war das doch eine recht nette Sache und sie hatte ihn, wie ja schon erwähnt, selbst recht heiter gestimmt.
Seine einzige Sorge aber lag darin, dass sie sich zu viel vornahm. Was Unterhaltung anging, war er ein ausgesprochen genügsamer Mensch. Ihm war Gespräch und Zweisamkeit lieber, als irgendwelche sonderbaren Veranstaltungen und er wollte auch nicht das Gefühl vermitteln, dass sie an diesem Abend einzig für seine Unterhaltung zuständig war.
Bei ihrer Aussage, sie werde sicherlich keine magische Rache nehmen, wenn er denn den Abend abzubrechen drohte, musste er allerdings wieder schmunzeln. Er konnte sich wirklich nicht dagegen wehren, sie erschien ihm nach wie vor als ein Kind. Und einem Kind verzeiht man so einiges. Zum Beispiel auch eine überschwängliche Umarmung, die zwischen zwei Erwachsenen sicherlich anders gedeutet würde.

"Ich glaube nicht, dass das der Falls ein wird", erwiderte er beruhigend. "Dennoch brauchst du dich nicht zu übernehmen. Ich bin ganz bescheiden."
Dass er diese Bemerkung nicht ganz ernst gemeint hatte, merkte man seiner Stimme deutlich an und auch, wenn er selbst spürte, dass er allmählich wieder in die Gewohnheiten eines Schauspielers rutschte, nämlich um einen Gemütszustand vorzutäuschen, damit sein Gegenüber zufrieden war, so glaubte er nicht, dass sie davon etwas bemerken würde.
"Aber wenn es wirklich soweit kommen sollte, werde ich darauf achten, die Türen in Zukunft immer mit einem Zauber zu öffnen."
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mi Nov 26, 2008 4:58 pm

[ooc: Ist das NP noch aktuell oder kann es ins Archiv verschoben werden?]
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BeitragThema: Re: Richard Tiberius & Pomona Sprout   Richard Tiberius & Pomona Sprout Icon_minitime1Mi Nov 26, 2008 4:59 pm

[Es ist aktuell, aber Pomona antwortet nicht.]
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